Drohnenforschung, Cybersicherheit, Überwachungstechnologie – bereits heute forschen Hochschulen in Bereichen wie diesen für die Armee. Geldgeberin ist die Armasuisse, das Bundesamt für Rüstung.
Diese soll ihr Forschungsbudget bis 2030 erhöhen, auf zwei Prozent des Armeebudgets. So steht es in der aktuellen Rüstungsstrategie des Bundesrats.
Die Armasuisse konkretisiert nun auf Anfrage, was das für die Schweizer Hochschulen heissen könnte: Sie will in Zukunft rund zehnmal so viel Geld in Forschungsprojekte an Hochschulen stecken wie heute. Aus heute neun Millionen könnten 90 Millionen Franken pro Jahr werden.
VBS wünscht sich neue Zusammenarbeit mit ETH
Im Fokus steht der ETH-Bereich. Heute ist die ETH eine Art Technologie-Beobachterin für die Armee – und in einzelnen Bereichen eine Impulsgeberin für Start-ups im Rüstungsbereich.
Doch der Bundesrat fordert in der aktuellen Rüstungsstrategie mehr. ETH und Armee sollen ihre Zusammenarbeit neu aufstellen.
Der stellvertretende Rüstungschef Thomas Rothacher hofft, dass die ETH die Armee in Zukunft auf technologische Lücken hinweise. Gemeinsam könne man dann auch innovative Lösungen dafür ausarbeiten, so Rothacher. Es wäre eine systematischere Zusammenarbeit mit deutlich grösseren Forschungsprojekten.
Hochschulen legen Zurückhaltung ab
Die ETH will sich noch nicht dazu äussern, wie sie künftig mit der Armee zusammenarbeiten will. Die internen Arbeiten dazu seien noch nicht abgeschlossen, teilt sie auf Anfrage mit.
Generell stellt sich nun für Hochschulen die Frage, ob sie mehr für die Armee forschen wollen. Thomas Rothacher von Armasuisse gibt sich zuversichtlich.
Seit dem Krieg in der Ukraine ist die Zurückhaltung kleiner geworden und das Interesse, etwas für die Verteidigung zu tun, ist an den Hochschulen merklich gestiegen.
Früher habe er an den Hochschulen eine Zurückhaltung gespürt aus ethischen Betrachtungen bei Studierenden sowie Professorinnen und Professoren.
«Seit dem Krieg in der Ukraine ist die Zurückhaltung kleiner geworden und das Interesse, etwas für die Verteidigung zu tun, ist an den Hochschulen merklich gestiegen», so Rothacher.
Drohnen-Forscher will Beitrag leisten
Der ETH-Robotik-Professor Roland Siegwart steht stellvertretend für dieses Umdenken. Als Drohnen-Forscher arbeitet er in einem hochinteressanten Bereich für die Armee. Seit Jahren führt er auch Projekte mit der Armasuisse durch.
Wir sehen die Bedrohungslage und merken, dass es wichtig ist, die Schweizer Armee zu unterstützen, um sich zu verteidigen.
Seit dem Kriegsausbruch in der Ukraine habe sich die Einstellung bei ihm und vielen anderen Forschenden in der Robotik verändert, sagt Siegwart.
«Wir sehen die Bedrohungslage und merken, dass es wichtig ist, die Schweizer Armee zu unterstützen, um sich zu verteidigen», so Siegwart. Seine Studierenden forschen nun beispielsweise daran, wie man mit Drohnen andere Drohnen einfangen kann.
Wie weit soll Forschung gehen?
Rechner und Software für Drohnen, die er und sein Team entwickelt haben, würden heute beispielsweise im Ukraine-Krieg verwendet, sagt der Robotik-Professor. Denn die Forschungsergebnisse sind frei im Internet zugänglich.
Siegwart hat seine Drohnen nicht als Waffen entwickelt, doch die meisten davon könnten militärisch genutzt werden. Die ETH sucht bei diesen Fragen nach einem Umgang – gerade jetzt, da sie die Zusammenarbeit mit der Armasuisse überdenkt.
Heute beschränke sich diese Forschung auf zivile Technologien, von denen einige Dual-Use-Charakter hätten, teilt die ETH mit. Ob sie in Zukunft weitergehen will, lässt sie auf Anfrage offen.