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Wissenschaftsgipfel zur Genmanipulation
Aus HeuteMorgen vom 29.11.2018.
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Genmanipulierte Babys «Es herrschen Unverständnis, Entsetzen und Wut»

In Hongkong endet heute ein internationaler Wissenschaftsgipfel, der für Aufsehen sorgt. An der Konferenz ging es um die Frage: Dürfen Forscher menschliche Gene verändern?

Heftige Diskussionen löste ein Fall aus China aus. Dort kamen diese Woche angeblich die ersten genmanipulierten Zwillinge auf die Welt. Der Forscher He Jiankui hatte das Anfang Woche verkündet.

Wie viel ist dran an der chinesischen Meldung und was sind die Konsequenzen daraus? Fragen an Wissenschaftsredaktor Daniel Theis.

Daniel Theis

Daniel Theis

Wissenschaftsredaktor

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Daniel Theis ist Wissenschaftsredaktor. Er arbeitet für das Wissenschaftsmagazin auf Radio SRF 2 Kultur.

SRF: Wie hat die Wissenschaftsgemeinde auf die Neuigkeit der angeblich geborenen genmanipulierten Zwillinge reagiert?

Daniel Theis: Das Thema hat den Kongress dominiert. Die vorherrschenden Gefühle sind Unverständnis, Entsetzen und auch Wut – gerade bei den chinesischen Forscherkollegen.

Diese haben sich in einem offenen Brief gegen He Jiankui, den verantwortlichen Wissenschaftler, gewendet und gesagt, das gehe so nicht.

Die Erfinder der sogenannten Crispr-Methode, die eingesetzt wurde, um die Gene der Zwillinge zu verändern, sind ebenfalls an der Konferenz. Sie sprechen von einer inakzeptablen Entwicklung und sagen, sie seien darüber beunruhigt.

Genmanipulation beinhaltet unkalkulierbare Risiken aber auch viele Möglichkeiten. Was wurde an der Konferenz dazu beschlossen?

Es sei zum jetzigen Zeitpunkt unverantwortlich, bleibende Genveränderungen beim Menschen durchzuführen, wie es der chinesische Forscher He angeblich gemacht hat. Die Wissenschaftler sehen aber auch viele Chancen in dieser Methode, beispielsweise um Erbkrankheiten zu verhindern.

Der Fortschritt sei in den letzten Jahren deutlich gewesen. Deshalb sei es nun an der Zeit, sich Gedanken über klinische Anwendungen zu machen.

Das soll aber nur nach klaren nachvollziehbaren Standards und in enger Zusammenarbeit mit Patientengruppen geschehen. Also genau nicht so, wie es der chinesische Forscher jetzt gemacht hat.

Der Fall aus China ist noch immer nicht bestätigt. Wie realistisch ist es, dass es sich tatsächlich um genmanipulierte Zwillinge handelt?

Anfang Woche war es noch sehr unklar. Es war kurzzeitig die Rede von einem PR-Gag für die Konferenz in Hongkong. Das hat sich dann aber verflüchtigt.

He Jiankui hatte gestern einen Auftritt an der Konferenz, an dem er seine Methoden dargelegt hat. Er hat sich dort auch den Fragen der Journalisten gestellt.

Ob er die Zwillingsmädchen tatsächlich genmanipuliert hat, ist noch immer nicht klar. Zu diesem Zeitpunkt ist es aber sehr wahrscheinlich.

Das Resultat von Hes Forschung ist im Moment nicht nachvollziehbar. Was in diesen Zwillingen genetisch vor sich geht, weiss man nicht.

Das Gespräch führte Salvador Atasoy.

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