Ein Pickelgesicht, das kennen wir vor allem aus der Pubertät. Was aber, wenn die «Bibeli» im Erwachsenenalter nicht weggehen? Oder gar erst dann auftreten?
Akne ist kein Hygieneproblem, sondern eine Hautkrankheit. Ungefähr 85 Prozent der Jugendlichen leiden daran und 30 Prozent der Erwachsenen. Bei den Erwachsenen sind vor allem Frauen betroffen.
Wie entstehen Pickel?
Pickel entstehen da, wo Haare aus der Haut dringen. Unsere Haare wachsen aus so genannten Haarfollikeln, kleinen Säckchen, unter der Haut. Zu jedem Haar gehört eine Talgdrüse. Diese Drüse sondert eine fettige Substanz ab, den Talg. Seine Aufgabe ist es, Haut und Haare geschmeidig zu halten. Der Talg gelangt durch den Haarschaft an die Oberfläche und bildet dort zum Schutz der Haut einen Fettfilm. Verantwortlich für die Fettproduktion der Talgdrüsen sind hauptsächlich die Sexualhormone.
Gerät der Hormonhaushalt aus dem Gleichgewicht (bei Frauen zum Beispiel vor der Menstruation), kann das die Talgproduktion anregen. Gleichzeitig vermehren sich die Hornzellen, die die oberste Hautschicht bilden. Bei einer so genannten Verhornung verstopfen die Hornzellen die Ausgänge der Talgdrüsen, der Talg kann nicht mehr abfliessen. Auf der Haut zeigen sich dann kleine weisse oder dunkle Pfröpfchen - die «Mitesser».
Bleibt der Ausgang verschlossen, kommt es zu einem Talgrückstau, der Mitesser wächst sozusagen unter der Haut weiter. Ideale Bedingungen für das Akne-Bakterium (Propionibacterium acnes), welches unter der Haut lebt. Es ernährt sich vom Talg, vermehrt sich und verursacht Entzündungen in der Umgebung des Follikels. Es entstehen rote schmerzhafte Knötchen und Pusteln - ein Pickel ist geboren.
Verschiedene Formen von Akne und ihre Behandlungsmöglichkeit
Die leichteste Form der Akne ist die Komedonenakne . Komedone sind Mitesser. Davon gibt es offene (kleine schwarze Punkte auf der Haut) oder geschlossene (kleine hautfarbene Erhebungen). Bei dieser leichten Form der Akne hilft häufig die rein äusserliche Behandlung mit Crèmes und Salben. Wichtig ist bei allen Formen der Akne, dass man niemals selber daran herumdrückt. Dadurch entzündet sich höchstens das umliegende Gewebe und die Heilung wird verzögert. Als Ergänzung zur äusserlichen Behandlung empfiehlt sich eine «Aknetoilette», also die Tiefenreinigung bei einer medizinischen Kosmetikerin. Das fachgerechte Entleeren von Mitessern kann aber die ärztliche Behandlung nur beschleunigen und unterstützen und bringt selbst keine anhaltende Besserung.
Eine mittelschwere Form der Akne ist die Acne papulopustulosa , erkennbar an Bläschen, die mit Eiter gefüllt sind (Pusteln) und kleinen Knötchen (Papeln). Dies sind entzündliche Hautveränderungen, entstanden durch den Talgrückstau. Auch bei dieser häufigsten Form der Akne empfiehlt sich vor allem die äusserliche Behandlung mit Crèmes und Salben, allenfalls auch eine lokale Antibiotika-Behandlung. Letztere darf aber wegen möglicher Resistenzentwicklung nur zeitlich begrenzt eingesetzt werden.
Bei der schwersten Form der Akne, der Acne conglobata , ist die Entzündung besonders stark. Aus den Mitessern, Pusteln und Knoten entstehen oft Zysten und Abszesse. Die Folgen sind deutliche Narben. In diesen Fällen hilft meist nur noch eine innerliche medikamentöse Behandlung. Als erfolgversprechend gilt der Wirkstoff «Isotretinoin», ein Vitamin-A-Säurepräparat. 80 Prozent der behandelten Personen können damit nachhaltend von Pickeln befreit werden. Allerdings sind die Nebenwirkungen nicht zu unterschätzen, und die Behandlung muss unbedingt unter engmaschiger ärztlicher Begleitung stattfinden.
Die häufigsten Nebenwirkungen sind sehr trockene Haut und Lippen, ausserdem darf es im mehrmonatigen Behandlungszeitraum (in der Regel fünf bis neun Monate) keinesfalls zu einer Schwangerschaft kommen. Eine Studie der Universität von Tel Aviv wies zudem darauf hin, dass auch die Augen leiden können. Offenbar verdoppeln Akne-Tabletten das Risiko für Bindehautentzündungen. Augentropfen zur Befeuchtung können die Anfälligkeit dafür vermindern. Auch Nebenwirkungen wie Leberschäden und Depressionen schrecken viele Betroffene von dieser Behandlung ab - kommen aber äusserst selten vor. Zur Sicherheit sollten aber zumindest zu Beginn der Behandlung alle vier bis sechs Wochen die Leberwerte kontrolliert werden und vor allem Jugendliche sollten bzgl. ihrer psychischen Verfassung in ein gutes familiäres oder soziales Kontrolllnetz eingebunden sein, das negative Veränderungen rasch bemerken würde. Nicht ganz einig sind sich die Experten, ob es sinnvoll ist, das Medikament in niedriger Dosis und dafür über einen längeren Zeitraum zu verabreichen. Die Nebenwirkungen halten sich dabei geringer, allerdings sind die Rückfälle dann häufiger. Sowohl die Spezialisten vom Uni-Spital Zürich wie auch vom Inselspital Bern raten zur hochdosierten Variante mit regelmässiger ärztlicher Kontrolle.
Hilfe gegen Narben
Trotz Nebenwirkungen: Isotretinoin ist das einzige schulmedizinische Medikament, das die Pickel bei schwerer Akne nachhaltig zum Abheilen bringt. Wer also unter den ständigen Bibeli leidet und wem die Akne aufs Selbstbewusstsein schlägt, sollte sich bei einem Dermatologen erkundigen. Gegen Narben hilft Isotretinoin allerdings nicht.
Doch auch hier gibt es Mittel und Wege: Schleifoperationen und verschiedene Laser- oder Kältebehandlungen sowie Stereoid- oder Silikonpflaster helfen bei Narben und verfeinern das Hautbild. Tiefe Narben verschwinden zwar nicht ganz, die Haut wird aber wieder feiner und glatter.
Fünf Fakten zu Akne
- Akne ist kein Hygieneproblem! Die einmal tägliche Anwendung einer Reinigungslotion oder einer synthetischen Seife genügt; Akne lässt sich dadurch aber nicht verhindern
- Akne kommt nicht von schlechter Ernährung
- Akne ist nicht heilbar aber sehr wohl behandelbar
- Wer Akne hat, muss nicht auf Schminke verzichten. Im Gegenteil: Produkte vom Dermatologen oder aus der Apotheke können die Heilung unterstützen und das Selbstbewusstsein aufbessern
- Nicht nur Jugendliche leiden an Akne, auch Erwachsene sind betroffen. Erwachsenen-Akne braucht aber andere Mittel als Pubertätsakne