Es ist so normal, dass man sich fast schon nicht mehr darüber wundert: Wer Zeit im Wartezimmer totschlagen muss, schmökert dort in der «Schweizer Illustrierten» oder der «Glückspost» – von vor zwei Jahren, mindestens. Darüber kann man nun trefflich verschiedene Theorien entwickeln: der Sparkurs der Ärzte beispielsweise oder ein Versuch, die Gesundheitskosten nicht unnötig heraufzutreiben.
Dass Zeitschriften von vorgestern in den Praxen von heute ausliegen, ist offenbar keine Schweizer Eigenheit. Denn ein neuseeländischer Arzt beschloss, dem in einer nicht ganz ernstgemeinten Untersuchung nachzugehen, und zwar in seiner eigenen Praxis. 87 Magazine legte er aus, seriöse und weniger seriöse, neue und ältere. Als Klatschhefte stufte er jene Zeitschriften ein, die fünf oder mehr Bilder von Prominenten auf dem Titel führten (welche genau das waren, behielt er lieber für sich), als seriöse Publikationen legte er beispielsweise «The Economist» oder das «Time Magazine» aus. Alle waren auf der Rückseite nummeriert und auf einem von drei Stapeln im Wartezimmer platziert.
Und siehe da: Nach einem Monat war fast die Hälfte der Magazine verschwunden, das entspricht einer «Verschwinderate» von 1,32 Magazinen pro Tag. Die aktuellen waren begehrter als die älteren, aber vor allem: Die Klatschheftchen verschwanden 14-mal häufiger auf Nimmerwiedersehen – darunter sogar Ausgaben, die schon lange nicht mehr aktuell waren.
Für Ärzte deshalb der Tipp: nur noch alte Qualitätsausgaben auslegen. Vielleicht finden dann auch die Infoblätter mehr überzeugte Abnehmer, die zum Rauchstopp oder zur Gewichtsreduktion raten. Und damit, schlussendlich, nimmt der Magazinstapel im Wartezimmer weniger ab – zum Vorteil der Gesundheitskosten. Gesundheitspolitik im Kleinen also.