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«Alzheimer hautnah» – Karl Baumann stösst an seine Grenzen
Aus Puls vom 20.02.2012.
abspielen. Laufzeit 17 Minuten 58 Sekunden.
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«Alzheimer hautnah» (3/7) Das Zusammenleben wird schwierig

In der zweiten Jahreshälfte verschlechtert sich die Gesundheit der alzheimerkranken Annette Baumann deutlich: Die 68-Jährige ist noch unruhiger und unkonzentrierter geworden und baut auch körperlich ab. Der Moment ist gekommen: Ehemann Karl Baumann braucht Hilfe.

Jahrelang konnte Karl Baumann das Leben mit seiner alzheimerkranken Frau meistern. Doch schliesslich muss auch er erkennen: Er stösst zunehmend an seine Grenzen und braucht stärkere Entlastung. Deswegen entscheidet er sich dafür, seine Frau einmal im Monat mehrere Tage und Nächte in einem Demenz-Heim unterzubringen. Es ist der erste Schritt hin zu einem Abschied vom Leben daheim. Karl Baumann hat für sich beschlossen: Spätestens, wenn seine Frau ihn nicht mehr erkennt, ist der Zeitpunkt gekommen, wo es für beide besser ist, wenn seine Frau Annette vollständig ins Heim zieht.

Wie der Familie Baumann ergeht es vielen Angehörigen. Die Entscheidung, ob und wie lange sie die Betreuung der oder des Erkrankten gewährleisten können, ist schwer. Die meisten Demenzkranken möchten so lange wie möglich daheim leben – und ihre Angehörigen wünschen sich das auch. Das Zusammenleben klappt am besten, wenn es gelingt, rechtzeitig für Entlastung zu sorgen.

«Alzheimer hautnah»

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Legende: SRF

«Puls» durfte Karl und Annette Baumann vier Jahre lang im anstrengenden Alltag mit der fortschreitenden Demenz begleiten.

Alle Folgen der Serie

Entlastung in der Betreuung Demenzkranker

Eine Entlastung umfasst viele Bereiche. Sie beginnt mit der Gestaltung des Alltags und führt bis hin zum Einzug in ein möglichst demenzgerechtes Altersheim. Die meisten Lösungen müssen immer wieder der fortschreitenden Erkrankung angepasst werden, was keineswegs einfach ist. Die folgenden Tipps sollen den Radius der Entlastungsmöglichkeiten und einige zentrale Fragen aufzeigen. Wie genau Angehörige die Pflege der Erkrankten dann gestalten, ist individuell verschieden. Auch die Entlastungsangebote können regional stark variieren.

Entlastung organisieren – Was ist zu überlegen?

  • Klären Sie Ihr privates Umfeld auf: Familie, Nachbarschaft, Verkaufspersonal etc. Ein informiertes Umfeld kann im Kleinen sehr unterstützend wirken.
  • Achten Sie darauf, was Sie in Ihrer Betreuungsaufgabe am meisten ermüdet, und was Sie konkret brauchen, um sich zu erholen.
  • Wer könnte Ihnen daheim stundenweise die Betreuung abnehmen? Erkundigen Sie sich im privaten Umfeld und bei professionellen Organisationen (Spitex, Entlastungsdienst Alzheimer-Vereinigung, vgl. Links).
  • Versuchen Sie, ambulante externe Angebote, z. B. Tagesstätten, zu nutzen.
  • Informieren Sie sich, welche geeigneten Heime es in Ihrer Region gibt. Manche bieten Tagesbetreuung, einzelne Übernachtungen und Ferienbetten an.
  • Bereiten Sie jede entlastende Massnahme so gut wie möglich vor: Es ist z. B. wichtig, dass Betreuungspersonen gut über den Demenzkranken Bescheid wissen.
  • Denken Sie voraus: Wie können Sie reagieren, wenn Sie mehr Entlastung brauchen? Wenn sich der Zustand der demenzkranken Person verschlechtert? Wenn Sie selbst krank werden oder Ihre Belastung zu gross wird?

Zeitpunkt für den Heimeintritt

Der Moment, ab dem eine demenzkranke Person nicht mehr daheim leben kann, hängt stark von der jeweiligen Situation ab. Es gibt aber einige Punkte, die gehäuft zum Heimeintritt führen.

  • Wenn Erkrankte ihr Umfeld nicht mehr erkennen, ihre eigenen Angehörigen, die eigene Wohnung
  • Nächtliche Unruhe, die dazu führt, dass auch betreuende Angehörige nicht mehr schlafen können
  • Starker Drang wegzulaufen
  • Inkontinenz, die mit fortschreitender Krankheit vermehrt auftritt
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«Angehörige tun sich mit Pflegeheimen oft sehr schwer»
Aus Puls vom 20.02.2012.
abspielen. Laufzeit 7 Minuten 27 Sekunden.

Geeignete Institutionen für Demenzkranke

In der Schweiz findet man in vielen Orten Demenz-Wohngruppen oder Demenz-Abteilungen in bestehenden örtlichen Altersheimen. Weiter gibt es einige speziell für Demenzkranke konzipierte Heime. Das Angebot ist allerdings kleiner als die Nachfrage, die Wartelisten sind daher meist lang. Eine Auswahl:

Schweizer Pionierklinik Sonnweid, Wetzikon (ZH)
http://www.sonnweid.ch

Zentrum Passwang, Breitenbach (SO), nach Sonnweid-Vorbild
http://www.zentrumpasswang.ch

Zentrum Ergolz, Ormalingen (BL)
http://www.zentrum-ergolz.ch

Dandelion – Pflegezentrum für demenzkranke Menschen (Basel)
http://www.dandelion-basel.ch

Empfehlung: Angehörige sollten sich wenn möglich sehr genau und vor Ort darüber informieren, ob eine Institution für den betroffenen Demenzkranken geeignet ist, und welche Faktoren für oder gegen die Einrichtung sprechen.

Finanzielle Ansprüche bei der Betreuung Demenz-Kranker?

Die Betreuung eines Demenzkranken kann teuer werden, spätestens ab dem Heimeintritt. Es lohnt sich, abzuklären, ob Betroffene Anrecht auf eine Entschädigung haben. Zu denken ist vor allem an die Hilflosenentschädigung (unabhängig vom Einkommen) und Ergänzungsleistungen (abhängig vom Einkommen). Anträge nehmen kantonale AHV-Ausgleichskassen entgegen.

Merkblatt Hilflosenentschädigung der AHV
http://www.ahv-iv.info/andere/00134/00143/index.html?lang=de

Merkblatt Ergänzungsleistungen (EL) zu AHV und IV
http://www.ahv-iv.info/andere/00134/00221/index.html

Für eine ungefähre EL-Berechnung
http://www.pro-senectute.ch/ergaenzungsleistungsberechnung.html

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