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Auch Retter brauchen Hilfe - aber welche und wie viel?

Unglücke wie der Busunfall im Wallis sind nicht nur für die Betroffenen und ihre Angehörigen eine Katastrophe, sondern belasten auch Rettungskräfte. Die psychologische Nothilfe kann helfen, es kann aber auch ausgerechnet die Nachbetreuung sein, die erst zu einer Belastungsstörung führt.

Katastrophen unterschiedlichen Ausmasses begleiten die Menschheit seit jeher. Dass Betroffene danach aber systematisch psychologisch betreut werden, ist eine vergleichsweise junge Entwicklung. Grundsätzlich geht es dabei darum, über den ersten Stress hinwegzuhelfen und später eine möglichst gute Rückkehr in den Alltag sicherzustellen.

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Wie viel Hilfe der einzelne benötigt, ist bei Opfern wie Helfern individuell verschieden. «Dass wir die erste Zeit nach einem Unglück von gewissen Bildern oder Stimmen verfolgt werden oder allgemein angespannter sind, ist normal. Hält dieser Zustand aber mehrere Wochen an, besteht jedoch das Risiko einer posttraumatischen Belastungsstörung», erklärt die Notfallpsychologin Johanna Hersberger. «Dann ist eine Behandlung angezeigt, damit sich der Zustand nicht weiter verschlimmert.»

Hilfe nicht aufzwingen

Bis vor wenigen Jahren war die verbreitete Meinung, dass solchen Belastungsstörungen bei Rettungskräften aktiv vorzubeugen sei. Das probate Mittel: Gruppengespräche nach dem Einsatz, bei denen die persönlichen Erlebnisse im grossen Rahmen geteilt werden - Teilnahme obligatorisch.

Nach der Zugkatastrophe von Eschede 1998 hat sich jedoch gezeigt, dass dieser Ansatz durchaus problematisch ist: Die verordnete Aufarbeitung der eigenen und anderer Erlebnisse kann nicht nur nichts bringen – schlimmer noch: Sie kann Belastungsstörungen sogar erst entstehen lassen. «Wenn jemand, der seinen Einsatz eigentlich gut verkraftet hat, an so einer Sitzung teilnehmen muss, können die Erlebnisse und Probleme anderer schwere Schuldgefühle hervorrufen», so Hersberger. «Plötzlich stellen sich Fragen wie ‹wie konnte mich das bloss kalt lassen?› oder ‹weshalb habe ich in dieser Situation nicht mehr geleistet?›.»

Von psychologischen Debriefings im grossen Rahmen ist man in der Schweiz denn auch eher abgekommen. Stattdessen wird auf ein niederschwelliges Peer-System gesetzt, in dem entsprechend geschulte Gleichgestellte als Gesprächspartner dienen und auffällige Kameraden auch mal direkt ansprechen. «Der Aufbau einer entsprechenden Gesprächskultur innerhalb einer Rettungsorganisation ist dabei entscheidend», betont Hersberger.

Erst wenn der Peer nicht weiterhelfen kann, kommen psychologisch geschulte Fachkräfte ins Spiel. Und wenn Ereignisse in einer Gruppe besprochen werden sollen, dann auf freiwilliger Basis und im kleinen Kreis, wiederum möglichst unter «Gleichen». Denn Sanitäter erleben einen Einsatz aus einer anderen Perspektive als Brandlöscher – ebenfalls eine Lehre aus Eschede.

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