In der Sendung vor Ostern hat «Puls» die Familie Tamani begleitet, die für ein Experiment eine Woche lang aufs Handy verzichtete. Tamanis führten ein Videotagebuch – in dem einmal beim 13-jährigen Enea eine deutliche weisse Reflexion zu sehen war.
Zahlreiche Zuschauer meldeten sich daraufhin bei «Puls» und wiesen darauf hin, dass dies ein typisches Zeichen für einen Tumor im Auge sei, ein Retinoblastom.
Der Besuch bei einer Augenärztin schaffte Klarheit: Der weisse Reflex in Eneas Auge war harmlos. Eine riesige Erleichterung für die Familie, denn mit der seltenen Krebsart ist nicht zu spassen, wie auch Augenspezialist Francis Munier betont.
SRF: Kann man wirklich anhand von Fotos erkennen, ob ein Retinoblastom vorliegt?
Francis Munier: Der weisse Pupillenreflex ist tatsächlich das häufigste Symptom. Zur zuverlässigen Früherkennung ist er jedoch nicht besonders geeignet, da er nur auf einem bestimmten Punkt der Netzhaut sichtbar ist, nur kurz und nur aus einem bestimmten Winkel. Ausserdem muss die Pupille erweitert sein.
Leuchtet man mit einer Taschenlampe ins Auge, zieht sich die Pupille zusammen. Verwendet man einen Vorblitz gegen «rote Augen», passiert dasselbe. Die Reflektion ist dann nicht sichtbar.
Die roten Augen sind also nur ein fotografisches Problem?
Ja. Die durchblutete Retina reflektiert Blitzlicht rot, wenn der Lichteinfall koaxial ist. Sonst erscheint die Pupille schwarz.
In welchem Alter sollten Eltern besonders aufmerksam sein?
Die ersten fünf, sechs Jahre nach der Geburt. Normalerweise wird eine Diagnose vor vier Jahren gestellt, manchmal aber auch später.
Zeigt sich der Weissreflex bereits im Frühstadium?
Ja, aber je kleiner der Tumor ist, desto schwerer ist er zu erkennen.
Gibt es weitere Hinweise auf ein Retionblastom?
In 60 Prozent aller Fälle verrät sich der Tumor durch den Weissreflex. In 20 Prozent aller Fälle liegt ein einäugiges Schielen vor, stets mit demselben Auge. Das muss ohnehin immer abgeklärt werden.
Die restlichen 20 Prozent verteilen sich auf alle Arten von verschiedenen Symptomen. Zum Beispiel Entzündungen oder Blutungen im Auge. Zufallsbefunde, etwa bei einer Augenkontrolle nach einem Unfall, kommen ebenfalls vor.
Mit einem Retinoblastom ist also immer zu rechnen?
Ja, bei Auffälligkeiten sollte der Augenarzt stets an diese Möglichkeit denken. Manchmal versteckt sich das Retinoblastom hinter einem grauen Star oder einem Glaukom. Ausgeschlossen ist es schnell und einfach: per Ultraschall oder MRI.
In den allermeisten Fällen sind Weissreflexe auf Kinderfotos übrigens nicht auf ein Retinoblastom zurückzuführen. Obwohl es keinen Grund zur Panik gibt, muss man den Tumor aber unbedingt ausschliessen, denn unbehandelt verläuft er immer tödlich.