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Ballonimplantat Gegen den dauernden Druck im Ohr

Ein unangenehmes Druckgefühl beim Fliegen und bei Berg- und Talfahrten: Meist hilft gähnen, schlucken oder Kaugummi kauen. Bei etwa einem Prozent der Bevölkerung bringen diese Tricks nichts. Bei ihnen stört eine chronische Verengung diese Funktion. Ein Ballon kann helfen.

Grafische Darstellung des Innenohrs.
Legende: Die Eustachische Röhre ist eine Vebindung zwischen Nase und Ohr. SRF

Eine Vielzahl von Patienten mit chronischen Erkrankungen des Ohrs haben Probleme mit der Ohrbelüftung – der Leidensweg zieht sich oftmals über viele Jahre hin. Die Ohrtrompete oder Eustachische Röhre zwischen Nasenrachenraum und Paukenhöhlenöffnung trägt entscheidend zum Luftdruckausgleich bei. Bei etwa einem Prozent der Bevölkerung ist diese Funktion durch eine Verengung, eine chronische Obstruktion, gestört. Das kann sehr unangenehm sein.

Ein neues Verfahren des Klinikums Bielefeld, die Tubendilatation, soll das Problem lösen. In Deutschland kommt sie bereits seit einigen Jahren erfolgreich zum Einsatz.

Der Eingriff

Bei der Tubendilatation wird mit einem speziellen Endoskop ein kleiner Ballonkatheter unter Narkose über die Nase vor dem Tubenwulst im Nasenrachen platziert. Anschliessend schiebt der Arzt den Ballonkatheter in die Eustachische Röhre vor, pumpt ihn dort für zwei Minuten auf zehn Bar auf und erweitert so die verengte Ohrtrompete.

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Risiken gut abklären

Die Ohrtrompete darf nicht zu weit gedehnt werden, da sich in der Nähe zum einen die Kopfschlagader befindet, zum anderen eine «klaffende Tube» entstehen könnte. Beim Eingriff können kleine Risse in der Schleimhaut der Eustachischen Röhre entstehen, die vor Ort zu Verklebungen und Vernarbungen führen können.

Darum rät Marco-Domenico Caversaccio, Klinikdirektor und Chefarzt Universitätsklinik für HNO, Kopf- und Halschirurgie am Inselspital Bern, vor einer Tubendilatation bei allen Patienten umfangreiche Vorabklärungen durchzuführen, um diese Risiken zu minimieren.

Schweizer Kliniken zurückhaltend

In der Schweiz setzte sich die Tubendilatation als Behandlungsmethode kaum durch. Bislang bietet nur ein Spital, das Kantonsspital Aarau, dieses neue Verfahren an. Die restlichen Schweizer Kliniken zeigen sich interessiert, warten aber die Ergebnisse der Langzeitstudien ab.

Bislang kommen vor allem Medikamente (Cortosin) zur Abschwellung zum Einsatz. In anderen Fällen wird ein Paukenröhrchen gesetzt. Kindern versuchen Ärzte mit einem «Otovent» zu helfen – einem Ballon, der beim Druckausgleich hilft.

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