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Beatmung auf Intensivstationen Manchmal schadet die Beatmung mehr, als sie nützt

Experten raten, Covid-19-Patienten ohne Atemnot nur zurückhaltend zu beatmen.

Eine internationale Forschergruppe fordert, Covid-19-Patienten zurückhaltender zu beatmen. Dabei geht es um jene Patienten, die trotz extremem Sauerstoffmangel unter keiner Atemnot leiden.

«Viele von diesen Patienten haben auch ohne Beatmung überlebt und konnten das Spital wieder verlassen», sagt Marcus J. Schultz, Intensivmediziner an der Universitätsklinik Amsterdam und Co-Autor der viel beachteten Publikation. «Sie brauchten gar keine mechanische Beatmung.» Also keine Intubation.

«Natürlich gibt es Patienten, die nicht ohne Beatmung auskommen, aber keineswegs ist das bei allen so. Manchmal schadet sie mehr als sie nützt», sagt Marcus J. Schultz. Denn durch den Einsatz solcher Beatmungsmaschinen könnten die noch intakten Teile der Lunge Schaden nehmen.

In der Schweiz bereits Realität

Dies sei keine neue Erkenntnis, sagt Intensivmediziner Peter Steiger vom Unispital in Zürich. «Das war schon immer so.» Deshalb intubiert er nicht automatisch jeden Patienten, der schlechte Blutwerte hat, sondern er schaut erst einmal genauer hin.

Steiger erinnert sich an eine junge Patientin: «Sie konnte nicht einmal den Arm heben, ohne dass sie eine ganz schlechte Sättigung und eine Atemfrequenz von 40 Atemzüge pro Minute bekam», sagt Peter Steiger. «Stellen Sie sich das mal vor. Das sind eineinhalb Sekunden zum Ein- und Ausatmen.» In diesem Fall mussten Steiger und sein Team intubieren. Die Patientin habe sich aber auch schnell erholt.

Probleme mit der Lunge können über ein, zwei Jahre bestehen bleiben. Manchmal können sie sogar lebenslänglich die Leistungsfähigkeit herabsetzen.

Viel wichtiger ist erfahrenes Personal

Ob es aufgrund der Empfehlung künftig nicht mehr so viele Beatmungsgeräte braucht? «Vielleicht nicht ganz so viele», sagt Steiger.

«Doch viel wichtiger als genügend Beatmungsgeräte ist genügend Personal, das die komplexen Geräte bedienen kann.» Covid-19-Patienten zu behandeln, sei sehr komplex. Entsprechend brauche es sehr erfahrenes Personal und sehr viel Zeit für jeden Patienten. Dies seien die zwei Schlüsselfaktoren, um Patienten in kritischem Zustand am Leben zu erhalten.

Puls, 27.04.2020, 21:05 Uhr

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