Eine Bestandsaufnahme des Bundesamts für Gesundheit BAG zeigt eindrücklich den Einfluss sozioökonomischer Faktoren auf zahlreiche Krankheiten auf. So tritt Diabetes bei Menschen mit tieferem Bildungsniveau zweimal häufiger auf. Ausserdem besteht bei diesen Personen ein 2,3-mal höheres Risiko für Rückenschmerzen. 37 Prozent haben Bluthochdruck – bei den Personen mit höherem Bildungsniveau sind es 25 Prozent.
Migranten verzichten eher auf ärztliche Hilfe
Auch unser Verhalten wird durch sozioökonomische Faktoren beeinflusst:
- In der Schweiz lebende Migrantinnen und Migranten verzichten sechsmal häufiger auf medizinische Leistungen als Einheimische.
- Personen mit höherem Einkommen und höherem Bildungsniveau bewegen sich öfter: 75 Prozent von ihnen sind mindestens einmal pro Woche körperlich aktiv, während es bei den Menschen mit tieferem Einkommen und tieferem Bildungsniveau lediglich 54 Prozent sind.
- 22 Prozent der Personen mit höherem Bildungsniveau essen genügend Früchte und Gemüse. Dem gegenüber sind es 15 Prozent bei den Menschen mit tieferem Bildungsniveau.
Massnahmen zur Förderung der Chancengleichheit
Die Bemühungen zur Förderung der Chancengleichheit konzentrierten sich bisher auf den Migrationsbereich. Interkulturelle Dolmetscherinnen und Dolmetscher ermöglichen beispielsweise die Verständigung zwischen Gesundheitsfachpersonen und Patientinnen und Patienten, die keine Landessprache sprechen.
Letztere können auch die Plattform migesplus des Schweizerischen Roten Kreuzes nutzen, die Informationsmaterial zur Gesundheit in zahlreichen Fremdsprachen bereitstellt.
Einkommen und Bildungsniveau berücksichtigen
Diese und weitere auf die Migration ausgerichtete Massnahmen hätten zu ermutigenden Ergebnissen geführt; sie müssen aber ausgebaut werden und weitere benachteiligte Bevölkerungsgruppen einbeziehen. Insbesondere das Einkommen und das Bildungsniveau seien vermehrt zu berücksichtigen.
Daher sehen Gesundheitsförderung Schweiz, das BAG und die GDK vor, die Kriterien zur Auswahl neu zu unterstützender Projekte ab 2018 in diesem Sinne zu ergänzen. Zur Verstärkung der Chancengleichheit in den kantonalen Aktionsprogrammen werden auch Empfehlungen zuhanden der Kantone abgegeben.