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Chemo- oder Hormontherapie? Ein Test soll’s zeigen

Auf die Schockdiagnose «Brustkrebs» und die Operation des Tumors folgt für die meisten Patientinnen mit der Chemotherapie die nächste grosse Belastung. Dabei ist eine Chemotherapie nicht in allen Fällen sinnvoll - nur waren diese bisher oft nicht rauszufiltern. Ein neuer Test soll das ändern.

Brustkrebspatientinnen lassen sich grob in drei Gruppen unterteilen. Bei der ersten Gruppe ist eine Chemotherapie absolut zwingend. Bei einer zweiten Gruppe ist die Prognose so positiv, dass man auch bisher schon mit den herkömmlichen Untersuchungen auf eine Chemotherapie verzichten konnte. Bei einer dritten Gruppe aber herrschte Unsicherheit. Hier war mit den bisherigen Mitteln nicht zuverlässig zu klären, ob eine Chemotherapie wirklich nötig ist, oder ob eine Hormontherapie völlig ausreichen würde. «Im Zweifelsfall pro Chemo», lautete hier die Devise.

PD Dr. Andreas Günthert, Leiter Brustzentrum am Inselspital Bern, beobachtet aber seit längerem eine Entwicklung in der Brustkrebstherapie, die davon weg geht: «Dass Chemotherpie auch Nebenwirkungen mit sich bringt, dass sie nicht gut verträglich ist, dass man damit die Frauen auch belastet und sie in vielen Bereichen auch völlig überflüssig ist, das musste man erst lernen im Laufe der Jahre. Insofern findet ein Dogmenwechsel statt. Das heisst, heutzutage suchen wir viel mehr nach einer harten Begründung, einer Frau auch tatsächlich eine Chemotherapie anzutun. Da müssen wir begründen, warum sie diese Nebenwirkungen in Kauf nehmen muss und brauchen dafür auch eine harte Grundlage, dass diese Frau auch tatsächlich von einer Chemotherapie profitiert.»

Erfolgreiche Schweizer Premiere

Diese harte Grundlage soll nun der neue Test «EndoPredict» der Firma Sividon Diagnostics liefern. Prof. Stefan Aebi, Leitender Onkologe am Luzerner Kantonsspital und sein Chef-Pathologe Prof. Joachim Diebold haben diesen Test als erste in die Schweiz geholt. Im April wurde er erstmals eingesetzt - und hat bei seiner Schweizer Premiere gleich eine Patientin vor der belastenden Chemotherapie bewahrt.

Keine Chemotherapie und somit keine schlimmen Nebenwirkungen für die Patientin - für Stephan Aebi ist das das Wichtigste: «Meine Hoffnung ist, dass wir diejenigen Patientinnen besser erkennen, bei denen wir mit gutem Gewissen sagen können, dass ihre Prognose sehr gut ist und es sich nicht lohnt, eine Chemotherapie einzusetzen.»

Bezahlbar und praxistauglich

Zwar gab es bisher, rein vom Resultat her, vergleichbare Tests. Nur waren diese entweder kaum bezahlbar - oder schlicht in der Praxis kaum durchführbar. Erst dieser neue, in Luzern eingeführte Test, ist grossflächig anwendbar und praktikabel. Er kann theoretisch in jedem Labor weltweit eingesetzt werden. In der Schweiz gibt es ihn im Moment aber erst in Luzern. Doch Stephan Aebi betont: «Patientinnen müssen deswegen nicht extra nach Luzern kommen; es reicht, wenn das Pathologische Institut des Luzerner Kantonsspital Brustkrebsgewebe zur Analyse erhält.»

Für ein Drittel aller Patientinnen geeignet

Der Test kommt allerdings nicht für alle Frauen in Frage: Der Krebs muss nach der Menopause eintreten, er darf nicht zu weit fortgeschritten sein, also noch keine Metastasen gebildet haben und er muss Hormonrezeptoren aufweisen. Immerhin: Ein Drittel aller Brustkrebspatientinnen erfüllt diese Kriterien. Und von diesem Drittel kann in Zukunft rund die Hälfte dank des neuen Tests auf eine Chemotherapie verzichten.

Das heisst konkret: von 100 Brustkrebs-Frauen brauchen in Zukunft 20 bis 25 keine Chemotherapie mehr. Bei ihnen reicht eine Hormontherapie.

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