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Corona-Tests Warten auf den Schnelltest

Der Corona-Test ist teuer und braucht viel Zeit. Deshalb wird der Ruf nach kostengünstigen Schnelltests immer lauter.

Er ist unangenehm: Der Corona-Abstrich in Nase und Rachen. Das entnommene Material braucht es für den sogenannten PCR-Test, die Testmethode, die in der Schweiz überall im Einsatz ist. Der Test spürt kleinste Erbgut-Reste des Virus auf.

Allerdings: Bis das Ergebnis da ist, dauert es. Betroffene müssen nach dem Abstrich in Quarantäne, bis sie das Testresultat erhalten. Das kann bis zu 48 Stunden dauern – zwei Tage Ungewissheit, ob man positiv oder negativ ist.

Schneller, günstiger, unkomplizierter

Deshalb wünschen sich seit Ausbruch von Corona verschiedene Branchen einen einfacheren, schnelleren Test. Etwa die Reisebranche oder das Bildungswesen.

Und jetzt kündigen immer mehr Firmen solche Schnelltests an: Roche auf Ende Monat, die Firma Abbott hat ihren Test in den USA bereits lanciert.

So funktionieren die Schnelltests

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Antigen-Tests funktionieren anders als der PCR-Test. Auf einem Teststreifen befinden sich spezifische Antikörper gegen das neue Coronavirus. Kommen diese in Kontakt mit Eiweissen des Virus aus einer Probe, binden sie sich und lösen eine Reaktion aus – der Test zeigt das Resultat nach rund 15 Minuten an - ähnlich wie bei einem Schwangerschaftstest.

Den Einsatz von Schnelltests kann sich Volker Thiel durchaus vorstellen. Er ist Virologe und erforscht am Institut für Virologie und Immunologie der Universität Bern das neuartige Coronavirus seit Beginn der Pandemie. «Schnelltests sind natürlich nicht vergleichbar mit der PCR.» Diese sei viel genauer und könne sehr viel kleinere Mengen an Virus nachweisen. «Aber Schnelltest können durchaus Viren in Mengen nachweisen, die bei hoch infektiösen Patienten zu finden sind, die also gerade eine hohe Virenlast haben.»

Die Zurückhaltung bleibt

In den Spitälern bleibt man skeptisch. Denn an die Präzision der teuren Labordiagnostik kommen die Schnelltests bisher nicht heran. Die Genauigkeit der Geschwindigkeit opfern, ist deshalb vorerst kein Thema.

Da müsste der Schnelltest laut Katharina Rentsch, Leiterin der Labormedizin am Universitätsspital Basel, mehr können: «Er darf nur den Sars-CoV2-Virus nachweisen. Also den, der COVID-19 verursacht und nicht andere COVID-Viren, die ganz normale Erkältungen auslösen. Und: Er müsste so einfach sein und das Gesetz so angepasst, dass man den zu Hause macht.»

Doch: Bei den angekündigten Schnelltests braucht es nach wie vor den Nasen- oder Rachenabstrich, durchgeführt von medizinisch geschultem Personal.

Vor dem Konzert zum Test

Volker Thiel sieht für diese Tests trotzdem Möglichkeiten. Vor allem in Situationen, in denen man nicht lange auf das Resultat warten kann. Er spricht von Notfällen im Spital, von öffentlichen Veranstaltungen oder von Schnelltests, bevor man ein Flugzeug besteigt.

Bevor solche Szenarien allerding realistisch sind, müssen die Tests, die jetzt langsam auf den Markt kommen, sorgfältig evaluiert und auf Stärken und Schwächen geprüft werden. Solange heisst es für Betroffene mit Corona-Verdacht weiterhin: 48 Stunden Quarantäne, bevor Gewissheit besteht.

Puls, 07.09.2020, 21:05 Uhr

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