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Corona-Virus behandeln «Leichte Fälle werden wir nach Hause schicken»

Die Infektionen ausserhalb Chinas verlaufen bisher meist mild. Zum Glück, denn die Therapiemöglichkeiten sind begrenzt.

Wenn das Corona-Virus dereinst auch die Schweiz erreicht, wird dessen Trägerin oder Träger nicht zwingend in Spitalquarantäne landen. Zumindest nicht in St. Gallen, wo Infektiologe Pietro Vernazza am Kantonsspital für das Thema zuständig ist: Liegen nur leichte Symptome vor, würde die Behandlung zu Hause stattfinden.

Die Isolationszimmer des Spitals bleiben schweren Fällen vorbehalten, etwa Corona-Patienten mit einer Lungenentzündung. Und bei schweren Verläufen mit Atemnot kämen die Patienten auf die Intensivstation.

Doch auch dort bleibt nichts anderes übrig, als die Symptome zu behandeln. «Wir helfen dem Organismus mit geeigneten Massnahmen, über die Krise hinwegzukommen. Zum Beispiel mit künstlicher Beatmung», erklärt Pietro Vernazza.

Das Virus mit der Krone

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Das neue Corona-Virus ist nur eines einer ganzen Familie. Speziell an den Corona-Viren ist ihr Aufbau. Unter dem Elektronenmikroskop sieht man deutlich einen Strahlenkranz um das ganze Virus herum – eine «Krone», die dem Virus den Namen «Corona» verschaffte. Hier sitzen verschiedenste Oberflächenproteine.

Diese Proteine wirken wie Schlüssel. Und das Corona-Virus hat im Gegensatz zu anderen Viren einen bunten Schlüsselbund. Dank diesem gelangt das Virus darum in verschiedenste Zellen – sei dies von Vögeln, Säugetieren oder eben auch Menschen.

Bis heute wurden sieben Arten von Corona-Viren beim Menschen gefunden. Zwei lösten schweren Erkrankungen aus: das SARS - und das MERS -Virus. Und seit einigen Wochen 2019-nCoV .

Spezifische Medikamente gegen das neue Corona-Virus gibt es nicht. Noch nicht.

Das liegt auch daran, dass nach wie vor weitgehend unklar ist, weshalb diese Viren uns so unterschiedlich erkranken lassen.

Ohnehin sind Viren in der Regel schwieriger zu bekämpfen als beispielsweise Bakterien: Viren sind viel kleiner und vor allem keine lebenden Organismen. Zudem vermehren sie sich innerhalb von Körperzellen – die man bei der Behandlung möglichst schonen will.

Weltweit läuft die Suche nach einem geeigneten Mittel gegen «2019-nCoV» auf Hochtouren. «In China hat man ganz verschiedene Wirkstoffe ausprobiert», weiss «Puls»-Redaktor Pascal Biber. «Das Grippe-Medikament ‹Tamiflu›, ein HIV-Medikament und ein Medikament, das gegen Ebola entwickelt wurde.» Offenbar mit gewissem Erfolg auch in den USA und Thailand.

Welche Wirkstoffe wie gut wirken, müssen allerdings zuerst klinische Studien zeigen. Im schlimmsten Fall kämen solche experimentelle Mittel aber wohl auch in der Schweiz zum Einsatz.

Einen anderen Ansatz verfolgt der Immuntherapieforscher Markus Maeurer aus Lissabon: Er plädiert dafür, vor lauter Virusbekämpfung den Patienten als Ganzes nicht zu vergessen.

«Wir haben immer zwei Faktoren: den Erreger und das Immunsystem des Patienten. Im günstigsten Fall – und das ist der häufigste – wird das Virus durch eine sehr gute Immunreaktion eliminiert, und man hat im besten Fall auch einen Schutz für die Zukunft.»

Problematisch wird es bei Patienten, deren Immunreaktion auf das Virus überschiesst. «Und da müssen wir richtig einsetzen.» Maeurers Ansatz: mit Immuntherapien, die für andere Erkrankungen entwickelt wurden.

Noch besser wäre ein Impfstoff, der präventiv vor dem neuen Corona-Virus schützt. Auch daran wird momentan weltweit mit Hochdruck gearbeitet – doch es braucht Zeit.

Puls, 03.02.20, 21.05 Uhr

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