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Darmkrebsvorsorge – Stuhltest per Post für alle?

Die Darmkrebs-Früherkennung ist unbestritten wirksam, wird aber in der Schweiz nur zögerlich und je nach Kanton unterschiedlich gefördert. Ein Problem: Noch immer setzen Darmspezialisten und viele Hausärzte auf die bei vielen Patienten unbeliebte Darmspiegelung. Dabei gäbe es erprobte Alternativen.

Darmkrebs ist eine der häufigsten Krebsarten. In der Schweiz erkranken jährlich etwa 4200 Personen an Dickdarmkrebs, etwa 1700 sterben daran. Darmkrebs tritt bei rund fünf Prozent der Bevölkerung im Laufe des Lebens auf – bei etwa jedem 16. Mann und jeder 21. Frau. Ab 50 steigt Inzidenz deutlich. In frühem Stadium sind die Heilungschancen sehr gut.

Stuhltest oder Darmspiegelung?

Darmkrebs-Früherkennung ist unbestritten wirksam und wird auch in der Schweiz vermehrt durch Screening-Angebote gefördert. Das ist im Sinne der Prävention zu begrüssen. Allerdings: Auch in Screening-Programmen sollte der Einzelne eine echte Wahl haben zwischen regelmässigen Stuhltests und einer Koloskopie.

Noch immer bevorzugen viele Spezialisten und Hausärzte die Darmspiegelung, die aus Patientensicht auch ihre Nachteile hat. Neue US-Richtlinien beurteilen beide Verfahren als gleichwertig, wenn man ihre Vor- und Nachteile breiter beurteilt.

Das seit einem Jahr laufende Darmkrebs-Screening im Kanton Waadt basiert auf dieser neuen Haltung. Für das Programm wurden die Hausärzte speziell geschult.

Schweizerkarte mit je nach Früherkennungsprogramm unterschiedlich eingefärbten Kantonen
Legende: April 2017 Der aktuelle Stand der Darmkrebs-Früherkennungsprogramme in der Schweiz. swiss cancer screening

Darmkrebs-Screening in der Schweiz

In der Schweiz sind Präventionsprogramme eine kantonale Angelegenheit.

  • Nur in Uri, Waadt und neu im Tessin läuft bereits ein systematisches Darm-Krebs-Screening-Programm.
  • Genf, Neuenburg, Jura, Wallis, Basel-Stadt und St. Gallen wollen in den nächsten zwei Jahren damit starten.
  • In fünf weiteren Kantonen (Freiburg, Bern, Solothurn, Baselland und Graubünden) laufen Abklärungen.

In der Europäischen Union mit ihren 28 Mitglied-Staaten laufen in 20 Ländern systematische Darmkrebs-Screenings, in der Regel landesweit. Oder ein Screening ist beschlossen, etwa in Deutschland.

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Den Einwohnern der Ziel-Altersgruppe wird eine persönliche Einladung geschickt. Und 13 EU-Länder mit bestehendem Screening – zum Beispiel England – gehen noch weiter und legen der persönlichen Einladung gleich den Stuhltest bei.

Stuhltest nach Hause schicken hat Erfolg

Der Stuhltest per Post kommt an. Das belegt eine Studie aus Deutschland mit rund 20‘000 50-jährigen Teilnehmern. Eine Hälfte bekam nur eine schriftliche Einladung, der anderen wurde ein Blutstuhltest zugeschickt. Was über 500 Personen mehr dazu motivierte, den Stuhltest zu machen – ein Plus von 63 Prozent!

Speziell Männer machten den Stuhltest häufiger, wenn der Test beilag.

Stuhltest per Post: Eine Option für die Schweiz

Im Rahmen von organisierten Screenings könnte es auch in der Schweiz zum Thema werden, Stuhltests nach Hause zu schicken.

Hierzulande wird allerdings viel Wert gelegt auf persönliche Beratung. Auch soll die Bevölkerung immer noch die Wahl haben zwischen einer Darmspiegelung (für Personen mit erhöhtem Risiko eigentlich ein Muss) und regelmässigen Stuhltests.

Auch ist das Gesundheitssystem ausgebauter als etwa in Grossbritannien. Und ob die Schweizer Bevölkerung offen wäre für das Modell, muss sich zeigen. Auf jeden Fall ist es sehr niederschwellig.

Auf nationaler Ebene ringt eine Expertengruppe aktuell um Richtlinien. Diese sollen in Grundzügen abstecken, wie kantonale Darmkrebs-Screening-Programme zu organisieren sind. Die Idee, Stuhltests nach Hause zu schicken, wird aber auch hierzulande schon aktiv diskutiert, zum Beispiel im Wallis und in Basel-Stadt. Eine Idee dabei ist, den Test auch per Internet bestellen zu können.

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