Selbstüberschätzung kann durchaus gefährliche Auswüchse annehmen – beispielsweise bei Risikosportarten oder beim Autofahren, in allen Situationen, die an sich schon gefährlich sind. Selbst ist es gar nicht so einfach, gegen die überzogene Selbsteinschätzung vorzugehen. «Oft ist es gerade ein Element der Selbstüberschätzung, dass man sie selber nicht merkt. Man hat ein unrealistisches Selbstbild, eine Überlegenheitsillusion, die genau das vor einem selbst versteckt», sagt SRF-«Ratgeber»-Psychologe Markus Zimmermann. «Da müsste man dann einfach die Umgebung abfragen: Wie seht ihr mich eigentlich?»
Dennoch: Die Selbstüberschätzung sollte man nicht verteufeln, denn ohne sie bliebe der Mensch auf der Stelle stehen und würde sich nicht weiterentwickeln. Die gesunde Portion Selbstüberschätzung beginnt schon früh: Wäre ein Kleinkind nicht davon überzeugt, klettern zu können, obwohl es das noch gar nicht beherrscht, würde es nie klettern lernen. Menschen, die nie ein wenig mit ihren Fähigkeiten pokern und vielleicht dabei ein bisschen dick auftragen, machen keine Karriereschritte und verharren auch sonst auf der Stelle. Deshalb rät Psychologe Markus Zimmermann dazu, sich ruhig hin und wieder ein wenig selbst zu überschätzen und das sogar zu trainieren – beispielsweise mit einer Wanderung in Höhen, die man bislang gemieden hat.
Positive Erfahrungen können dazu animieren, sich auch in Zukunft etwas mehr zuzutrauen, anstatt aus Angst schon von Vornherein abzuwinken.
Angelegt – und anerzogen
So über seinen Schatten zu springen, kann mitunter gar nicht so leicht sein. Denn die Selbstüberschätzung ist auch eine Typfrage, die im Gehirn verankert ist. Depressiven beispielsweise fehlt diese Anlage häufig. Herausgefunden haben die Forscher auch, dass uns die Eigenschaft der Überbewertung der eigenen Stärken dabei hilft, positiv und hoffnungsvoll in die Zukunft zu schauen.
Die Selbstüberschätzung soll uns also besser auf bevorstehende Herausforderungen vorbereiten und somit sogar überlebenswichtig sein.