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Debatte um andere Strategie Grippeschutz: Kinder statt Risikogruppen impfen?

Bislang sollen sich Risikopersonen gegen Grippe impfen. Eine andere Strategie wäre die Durchimpfung der Kinder.

Zum Start der Grippesaison, werden hierzulande Risikogruppen aufgefordert, sich zu impfen. Denn sie sind von der Grippe besonders gefährdet. Doch Kinderärzte wünschen sich ein Umdenken: Nicht nur die Risikogruppen, sondern vor allem Kinder sollen sich impfen lassen.

Impfempfehlungen in der Schweiz

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In der Schweiz wird die Impfung empfohlen für:

  • Personen ab 65 Jahren
  • Schwangere und Frauen, die in den letzten 4 Wochen geboren haben
  • Frühgeborene in den ersten zwei Wintern
  • Personen mit chronischer Krankheit

Infektiologe Christoph Berger vom Kinderspital Zürich erstaunt dies nicht. Als Präsident der Eidgenössischen Kommission für Impffragen weiss er, Kinder sind regelrechte Virenschleudern, wenn es um die Grippe geht. «Wir wissen, wenn man die Grippe hat, scheiden Kinder sehr viel des Virus aus», sagt Christoph Berger. «Sie haben hohe Mengen dieser Viren in der Nase und in den Atemwegen. Und: Sie bleiben bei Kindern länger vorhanden.»

Es sind auch häufig Kinder, die wegen einer Grippe zum Arzt müssen. Auch deshalb wären sie eigentlich ideale Impfkandidaten. Ausserdem würde eine Impfung bei Kindern und jungen Erwachsenen am besten wirken. Ihr Immunsystem ist intakt, die Wirkung der Impfung daher stärker als bei älteren Menschen.

England setzt auf Kinder

Andere Länder, wie etwa England, impfen statt der Risikogruppe Kinder. Sie werden direkt in der Schule geimpft – gratis. England erreichte damit letztes Jahr eine Impfquote bei Kindern von knapp 60 Prozent.

«Wenn man Kinder flächendeckend schützt, zirkulieren weniger Grippeviren in der Bevölkerung», sagt Christoph Berger. Das sei eine attraktive Strategie. Sie brauche allerdings viel Impfstoff und auch viele Kinder, die mitmachen. «Für einen Effekt in der Bevölkerung braucht es eine kritische Durchimpfung bei den Kindern. Dann ist das auch sehr vielversprechend.»

Verschiedenste Untersuchungen zeigen: Werden die Kinder geimpft, senkt das auch die Sterberate von alten Personen. Je nach Studie geht diese um das Drei- bis Vierfache zurück. In Japan zum Beispiel nahm die Todesfall-Kurve markant ab, als per Dekret alle Schulkinder geimpft wurden.

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BAG beharrt auf bestehender Impfstrategie

Markus Witschi, Leiter Impfstrategie beim Bundesamt für Gesundheit, kennt diesen Zusammenhang. Trotzdem empfiehlt das BAG die jährliche Grippe-Impfung primär Personen mit hohem Risiko für eine schwere Erkrankung und ihren Kontaktpersonen.

Wie in England, allen Kindern die Impfung empfehlen, ist hierzulande kein Thema. «Das wäre ein zu schneller Wechsel der Strategie», sagt Mark Witschi. «Das würde man nicht verstehen und wir hätten zu wenige Impfdosen.» Ein Vergleich: Die Schweiz hat 1.8 Millionen Grippeimpfdosen, England gibt 30 Millionen Dosen gratis ab.

Nasenspray statt Spritze

In England wird bei Kindern aber ein anderer Impfstoff eingesetzt. Dieser wird per Nasenspray direkt verabreicht. Dieser ist in der Schweiz zurzeit nicht zugelassen. Eine Impfstoffvariante, die sich der Leiter der Impfkommission Christoph Berger für die Schweiz wünscht: «Mein Wunsch ist, dass man in der Schweiz mit dem Bundesamt für Gesundheit abklärt, ob man diesen Impfstoff auch in der Schweiz haben könnte.» Denn das würde die Impfbereitschaft bei Kindern markant fördern.

«Das BAG hat zwar keinen gesetzlichen Auftrag, Impfstoffhersteller zu überreden, dass sie gewisse Impfstoffe in die Schweiz bringen», sagt Mark Witschi. «Doch selbstverständlich sind wir im Kontakt mit den Herstellern und schauen, ob sie bereit wären, in der Schweiz eine Zulassung zu beantragen. Entsprechend würden wir dann auch Empfehlungen ausarbeiten.» Bis dahin heisst es für alle Impfwilligen noch einen Pikser in Kauf zu nehmen.

Wie soll es die Schweiz Ihrer Meinung nach handhaben mit der Impfempfehlung bei Kindern? Sagen Sie es uns in den Kommentaren.

SRF1, 12.10.2020, 11.10 Uhr / Puls, 12.10.2020, 21:05 Uhr

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