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Probleme auf dem Sattel
Aus Puls vom 03.12.2012.
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Der wunde Punkt der Velofahrer

Wer stunden- oder tagelang im Sattel verbringt, der braucht ein gutes Sitzleder oder ausgefeilte Hilfsmittel. Vom Rindssteak in der Velo-Hose über ausgeklügelte Sättel bis hin zu Betäubungs-Salben. Jeder Sixdays-Fahrer tritt mit seinem persönlichen Wundermittel an den Start.

Bis zu vier Stunden sitzen sie im Sattel, die Fahrer des «Sixday-Nights»-Radrennens im Hallenstadion Oerlikon. Sie fahren maximal 50 Stundenkilometer, auf ihre Körper wirkt in der ovalen und steilen Renn-Bahn eine starke Gravitationskraft. Das Gesäss der Radfahrer ist dadurch ständig unter Druck. Auf ein paar wenigen Quadratzentimetern lastet mehr als die Hälfte des Körpergewichtes. Dies führt mit der Zeit zu Schmerzen oder Taubheit im Schambereich.   

Druck führt zu Impotenz

Der schmale Rennradsattel drückt auf die Genitalien. Entlang dem Damm verläuft eine  wichtige  Arterie. Drückt das Körpergewicht auf diese, verringert sich die Durchblutung des Penis um bis zu 80 Prozent.  «In vielen Fällen normalisiert sich das wieder innerhalb von ein paar Minuten, sobald man vom Velo steigt», sagt Renn-Arzt Marcus Ganeo. Wenn das aber längere Zeit andauert und immer wieder vorkommt, kann das theoretisch zu bleibenden Erektionsstörungen führen, warnen Urologen.

Wissenschaftlich nachgewiesen ist dies zwar nicht, es gibt aber handfeste Indizien. Eine Befragung von 1800 Rad-Rennfahrern, die 300 Kilometer pro Woche auf dem Velosattel verbrachten, ergab: Sie litten doppelt so häufig unter Potenzproblemen als andere Sportler.

Bei Schmerzen umsatteln

Ob der Schambereich beim Velofahren taub wird, hat viel mit dem Sattel zu tun. Ein guter Sattel ist hinten breit genug, damit die Sitzbeinhöcker ideal aufliegen und den Hauptteil des Gewichtes tragen. In der Mitte – im Genitalbereich, wo die Arterien und Nerven durchlaufen – sollte eine Aussparung oder Vertiefung für Druckentlastung sorgen. Gute Velofachgeschäfte bieten eine Satteldruck-Messung an. Mittels dieser Analyse wird festgesellt wo die heiklen Stellen sind. Ein gutgewählter Sattel verschafft Schmerzlinderung.

Profi-Fahrer greifen zusätzlich zu anderen Hilfsmitteln. Franco Marvulli, der letztjährige Sieger des «Sixday-Nights»-Rennens schwört auf eine antibakterielle, kühlende Crème. Andere benutzen betäubende Mittel für ihren Sitzbereich.

Die Zeiten, in denen Rad-Profis sich Rindfleisch in die Velohosen nähten, sind definitiv vorbei.

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