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Durchbruch gegen Ebola «Die Wirkstoffe stammen aus dem Blut von Ebola-Überlebenden»

In Kongo, wo seit Monaten eine Ebola-Epidemie wütet, sind erfolgreich Medikamente getestet worden, die das Virus bekämpfen.

Internationale Forscher haben unter der Leitung der Weltgesundheitsorganisation WHO neue Medikamente im Kampf gegen Ebola getestet – mit Erfolg. Wissenschaftsredaktor Thomas Häusler über die neuen Erkenntnisse und alte Schwierigkeiten.

Thomas Häusler

Wissenschaftsredaktor

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Thomas Häusler ist Wissenschaftsredaktor bei SRF. Er hat in Biologie doktoriert und eine Weiterbildung in Wassermanagement an der Uni Genf absolviert.

SRF: Die BBC spricht heute von einem «Durchbruch bei der Ebola-Bekämpfung». Teilen Sie die Einschätzung?

Thomas Häusler: Das kann man schon so sagen. Noch vor kurzem galt Ebola als unheilbar und niemand hätte davon geträumt, dass man gleich zwei Medikamente hat, die eine deutliche Wirkung bei Ebola zeigen. Beide Medikamente haben in der Studie immerhin zwei Drittel der Patienten gerettet.

Was sind das für Medikamente?

Es sind interessante Wirkstoffe. Sie stammen ursprünglich aus dem Blut von Menschen, die Ebola überlebt haben. Aus ihrem Blut haben Forscher Antikörper gefischt. Also Eiweisse, die das Immunsystem herstellt und die das Ebola-Virus neutralisieren können.

Diese Antikörper wurden dann mit gentechnischen Methoden modifiziert. Nun kann man sie im Labor herstellen.

In Kongo herrscht vielerorts der Irrglaube, Ebola sei nicht behandelbar. Werden die Menschen die neuen Medikamente einnehmen?

Die Medikamentenvergabe ist komplizierter als bei einer Pille, die man einfach einnehmen kann. Man muss sie den Patientinnen und Patienten spritzen. Dafür müssen die Betroffenen in spezielle Ebola-Kliniken gehen – und das ist ein Problem.

Viele Ebola-Kranke verstecken sich, damit sie nicht in die Kliniken müssen.

Viele Leute haben Angst vor diesen Kliniken, in denen sie von Angehörigen isoliert und von vermummtem Personal behandelt werden.

Viele Ebola-Kranke verstecken sich, damit sie da nicht dahin müssen. Aber man hofft, dass sich die gute Nachricht vom wirksamen Medikament verbreitet und die Leute dann freiwillig in die Kliniken kommen.

Medikamente sind das eine, die Prävention das andere. Wo steht man bei den Impfungen?

Man würde recht gut dastehen: Es gibt einen Impfstoff, der gut vor dem Ebola-Virus schützt. Damit wurden in Kongo auch schon 190'000 Menschen geimpft.

Etwa das Gesundheitspersonal und alle, die irgendwie mit dem Virus in Kontakt gekommen sein könnten. Man nennt das Ringimpfung. Sie hat die aktuelle Epidemie stark eingedämmt.

Jedes zusätzliche Mittel ist willkommen, aber alleine wird das nicht reichen.

Aber es gibt zu wenig von diesem Impfstoff, um alle in der Region durchimpfen zu können. Darum laufen gerade Tests mit einem zusätzlichen Impfstoff in Uganda.

Wegen des grossen Misstrauens in der Bevölkerung findet man viele Ebola-Infizierte aber zu spät oder erst, wenn sie gestorben sind. Dadurch kann sich das Virus trotz Impfung weiter ausbreiten.

Die Epidemie im Osten Kongos dauert nun schon ein Jahr. Werden die neuen Medikamente helfen, sie schneller zu beenden?

Das ist die grosse Frage. Die Situation im Epidemie-Gebiet ist so schwierig, wie noch nie bei einem Ebola-Ausbruch. Das Misstrauen der Bevölkerung trägt dazu bei, aber auch die schwierige Sicherheitslage – es gibt in der Region viele Milizen und Banden, die immer wieder Dörfer überfallen – erschwert den Kampf gegen das Virus enorm.

Jedes zusätzliche Arzneimittel ist willkommen, aber alleine wird das nicht reichen. Die Einsatzkräfte müssen das Vertrauen der Menschen gewinnen und die Sicherheitslage in der Region verbessern, damit die Epidemie beendet werden kann.

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