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Ein Haus für Hyperallergiker

Eine geringe Konzentration von Chemikalien und schon leiden Menschen mit MCS (Multiple Chemikalien-Unverträglichkeit) an Kopfweh, Schwindel oder chronischer Erschöpfung. In Zürich-Leimbach steht das erste Haus, das ihnen gerecht wird – inklusive Schmutzschleuse.

15 Wohnungen bietet das neue Haus in Zürich-Leimbach, 80 Prozent davon profitieren von der Wohnbauförderung. So kostet eine 2-Zimmer-Wohnung 1050 Franken im Monat.

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Gebaut wurde es von der Genossenschaft Gesundes Wohnen, als Pilotprojekt auf einem Grundstück, das die Stadt Zürich zur Verfügung stellte. Auf der Baustelle galten strenge Vorschriften: Bei der Montage wurden möglichst keine Chemikalien eingesetzt, Montageschäume und Spraydosen waren komplett verboten. Die Arbeiter durften sich zudem keine Zigaretten anzünden. Auch bei der Materialauswahl lief einiges anders als auf normalen Baustellen. Bevor Materialien verbaut wurden, testete eine Gruppe Allergiker sie auf ihre Verträglichkeit.

Europaweit einzigartig

Damit die Luftqualität in den Räumen möglichst gut ist, wurde das MCS-Haus nach dem Zwiebelprinzip aufgebaut. Der Zugang in die Aussenwelt, das Treppenhaus, liegt im Zentrum. In die Ruhe- und Erholungsräume gelangen die Bewohner durch eine Schmutzschleuse.

In der Schweiz gibt es gemäss Schätzungen rund 5000 bis 10'000 Personen, die an Multiple Chemical Sensitivity (MCS) leiden. Geringste Chemikalien-Konzentrationen oder elektromagnetische Felder können bei diesen Menschen zu akuten gesundheitlichen Problemen führen. Dazu gehören Schwindel, Kopf- und Gliederschmerzen, Haut- und Atemwegprobleme, Kreislaufzusammenbrüche sowie chronische Erschöpfung.

Der Alltag, ein Spiessrutenlauf

Rauch und Abgase, Wasch- und Lösungsmittel, aber auch Parfüme und Körpercremes: das alles können Auslöser für die Symptome sein. Viele Betroffene können nicht arbeiten, beziehen eine Minimalrente und leben isoliert.

Christian Schifferle ist einer der MCS-Betroffenen, die nun im Allergie-Haus im Zürcher Leimbach eingezogen sind. Die letzten 20 Jahre nannte er den mit Aluminium verkleideten Vorbau eines Wohnwagens auf der Lenzerheide sein Zuhause – zeitweise lebte er in einer Blechkiste. Alles andere hat er nicht vertragen. Vor ein paar Jahren gründete er die Wohnbaugenossenschaft «Gesundes Wohnen MCS». Für ihn fängt nun ein neues Leben an.

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