Die Mitralklappe ist eine Art Zwischenventil im linken Herzen, von dem aus das sauerstoffreiche Blut aus der Lunge in den Körper weitergepumpt wird. Ist die Klappe nicht dicht, fliesst zu viel frisches, sauerstoffreiches Blut zurück Richtung Lunge statt durch die Aortenklappe und die Hauptschlagader in den Körper. Leichtere Formen dieser sogenannten Mitralinsuffizienz werden vom Betroffenen nicht bemerkt und müssen auch nicht behandelt werden.
Die typischen Symptome der schweren Mitralinsuffizienz sind Erschöpfbarkeit («Leistungsknick») und Atemnot. Herzrhythmusstörungen, die bei der Mitralinsuffizienz häufiger auftreten, können sich in Form von Herzstolpern oder Herzrasen bemerkbar machen.
Routineeingriff – aber nicht für jeden geeignet
In solchen Fällen wird oft eine Herzoperation nötig. Die Chirurgen raffen die beiden Segel dabei so zurecht, dass die Klappe wieder dicht ist. Der Eingriff gehört heute zwar zu den Routineoperationen mit einer hohen Erfolgsquote. Bei älteren Patienten oder Menschen mit anderen Krankheiten steigt das Operationsrisiko allerdings an. Um die Mitralklappe zu reparieren muss nämlich der Brustraum geöffnet, das Herz stillgelegt und der Körper über eine Herz-Lungenmaschine versorgt werden.
Für Patienten, die für eine chirurgische Rekonstruktion der Mitralklappe nicht in Frage kommen, etabliert sich nun eine neue Methode: der Mitralklappen-Clip. Eine kleine Klammer wird mittels Katheter über die Beinarterie ins Herz eingeführt und am schlagenden Herzen an die Mitralklappe geklemmt. Für diesen Eingriff brauchen die Ärzte vor allem Geduld und Erfahrung.
In der Regel können die Patienten das Spital bereits am Tag nach dem Eingriff verlassen. Weltweit wurden bisher (Stand Januar 2011) etwas über 2000 Clips eingesetzt. In der Schweiz blickt man auf rund 100 Eingriffe zurück, die in den letzten zwei Jahren vorgenommen wurden.
Neben dem Universtätsspital Zürich (USZ) nehmen auch das Luzerner Kantonsspital und das Cardiocentro Ticino den kardiologischen Eingriff vor. Am Zürcher Unispital beurteilt eine gemischte Arbeitsgruppe aus Kardiologen und Herzchirurgen jeden Fall. Die richtige Selektion der Patienten sei zentral, sagt Kardiologe Roberto Corti gegenüber «Puls». Man wolle sicherstellen, dass nur Patienten mit dem Mitralklappen-Clip behandelt werden, die dafür geeignet sind.
Medical Board spricht sich vorerst für Methode aus
Das Medical Board der Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich hat die Clip-Methode untersucht. Die Kosten seien etwa gleich hoch wie für die chirurgische Mitralklappenrekonstruktion einschliesslich Rehabilitation. Die bei der Operation und der kürzeren Aufenthaltsdauer eingesparten Kosten werden durch die Kosten des Mitralklappen-Clip kompensiert. Aufgrund der tiefen Fallzahlen fehlten auch zuverlässige Daten zur Langzeitwirkung des Verfahrens, heisst es in dem Bericht.
Dennoch kommt das Medical Board zum Schluss, dass das katheterbasierte Verfahren bei Patienten, bei denen eine offene Operation am stillstehenden Herzen ein zu hohes Risiko darstellt, ermöglicht werden soll. Eine abschliessende Beurteilung könne aber erst erfolgen, wenn Daten zur Langzeitwirkung vorliegen.