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Elektronische Patientendaten Die ganze Krankengeschichte auf einen Blick

In einem Jahr sollen Spitäler ihre Patientendaten auf einer elektronischen Plattform zur Verfügung stellen.

Vom Röntgenbild, über die Diagnose, bis zu den verschriebenen Medikamenten – diese Informationen sollen künftig im sogenannten elektronischen Patientendossier, kurz EPD, gesammelt werden. Das soll die Qualität der medizinischen Behandlung stärken, die Behandlungsprozesse verbessern und die Patientensicherheit erhöhen. Noch ist die Schweiz in Sachen EPD allerdings weitgehend Brachland.

Ausser im Kanton Genf. Dort existiert das EPD bereits seit zehn Jahren. Mondossiermedical heisst es. Rund 40‘000 Patientinnen und Patienten machen heute bereits mit, also fast ein Zehntel der Genfer Bevölkerung.

Genfer Vorzeigemodell

Passwortgeschützt haben sie jederzeit, schnell und effizient Zugriff auf ihre ganze Krankengeschichte. Der Patient muss nicht zuerst einen Arzt kontaktieren, um die Daten anzuschauen. Die medizinischen Informationen kann ein Patient zudem bei Bedarf mit Fachpersonen teilen.

Ein Vorteil, gerade im stark fragmentierten Gesundheitssystem der Schweiz, in welchem Fachärzte wie Herzspezialisten, Augenärzte, Hausärzte, Spitex, Spitäler oder Labors je mit eigenen Patientenakten arbeiten. Das elektronische Patientendossier erlaubt es, zwischen den verschiedenen Fachbereichen zu kommunizieren – die Einwilligung des Patienten vorausgesetzt.

Dies kann Untersuchungen hinfällig machen, die bereits gemacht wurden. Und es erhöht die Patientensicherheit: Wenn etwa im Spital eine zusätzliche Erkrankung festgestellt wird, ist das sofort auch für den Hausarzt im Dossier ersichtlich.

Viele Fachpersonen sind mit von der Partie

Im Kanton Genf machen rund die Hälfte der Ärzte und Apotheken beim elektronischen Patientendossier mit. Von den verschiedenen Spitälern im Kanton Genf ist bisher erst das Universitätsspital daran beteiligt. Laut Adrien Bron, Leiter der Gesundheitsdirektion des Kantons Genf, war Überzeugungsarbeit nötig, um die Gewohnheiten der Gesundheitsfachleute zu ändern.

Auch das Genfer Vorzeigemodell hat allerdings noch Schwachstellen: «Heute herrscht im elektronischen Patientendossier noch ein gewisses Durcheinander», sagt Bron. «Wir müssen die Suche nach den wirklich entscheidenden Dokumenten für die Fachleute noch verbessern.» Ausserdem fehlen noch wichtige Informationen wie Blutgruppe oder Allergien.

Entsprechend geben erst 50 Prozent der beteiligten Genfer Ärzte an, mit Mondossiermedical zufrieden zu sein. Von den Patientinnen und Patienten hingegen sind 90 Prozent zufrieden mit dem Dossier.

Bisher ist nicht viel passiert

In der restlichen Schweiz soll das EPD erst 2020 starten – ausser in Basel, das bereits einige wenige Patientendossiers eröffnet hat. Vorerst werden erst die Spitäler obligatorisch die Daten ihrer Patienten digital im EPD anbieten müssen – 2020 dann auch Heime. Für Patienten und für Arztpraxen soll das EPD freiwillig bleiben.

Kritiker monieren, das EPD werde für Patientinnen und Patienten nicht nützlich sein.

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