Lange Zeit schlummerte das Ebolavirus im Dschungel. Zwar forderte es immer wieder Menschenleben, doch erst mit dem Ausbruch der Epidemie in Westafrika erfuhr die breite Weltöffentlichkeit davon. Erst dann nahm die Erforschung eines Impfstoffs an Fahrt auf.
Ursprung bei Wildtieren
Auch das HI-Virus, das beim Menschen Aids auslöst und bis heute weltweit 36 Millionen Menschenleben forderte, tötete schon Jahrzehnte vor der Pandemie Menschen im Kongo.
Der Epidemiologe Fabian Leendertz vom Robert-Koch-Institut in Berlin sucht nach Krankheitserregern, die noch niemanden aufgefallen sind. «Über 70 Prozent aller Krankheiten haben ihren Ursprung im Tierreich und davon stammen rund die Hälfte von Wildtieren ab», sagt Leendertz.
Auch Ebola befiel zuerst Flughunde und Fledermäuse, bevor sich der Virus auf den Menschen übertrug.
Gefahr bei engem Kontakt
Die Suche führt Leendertz unter anderem in den Dschungel im Kongobecken. Denn hier ist die Artenvielfalt besonders hoch und die Menschen stehen in engem Kontakt mit Wildtieren. Je enger der Kontakt, desto grösser die Wahrscheinlichkeit, dass ein Erreger es schafft, das Immunsystem des Menschen zu überwinden.
Hinweise auf einen gefährlichen Krankheitserreger geben beispielsweise Ärzte, denen ein Patient mit ungewöhnlichen Symptomen auffällt.
Ansteckung an toten Tieren
Zuerst müsse man herausfinden, wo und wann ein Patient mit einem Tier in Kontakt stand, erklärt Leendertz. Oft stecken sich die Menschen an toten Tieren an, die sie im Wald finden und essen.
In der Nähe, wo sich ein Jäger ansteckte, suchen die Forscher nach weiteren toten Tieren. Danach führen sie noch im Dschungel eine Autopsie durch und entnehmen dem Tier Gewebeproben. «Dazu ziehen wir Vollschutzanzüge an, damit wir uns nicht selber anstecken», sagt Leendertz.
Analyse in Deutschland
Labors vor Ort untersuchen die Proben. Finden sich darin unbekannte Erreger, werden die Proben für weitere Analysen nach Deutschland geschickt.
Je schneller ein Erreger bekannt ist, desto rascher können die Behörden und Ärzte handeln, um eine Epidemie zu verhindern. Das bedeutet: Die Kranken isolieren und falls Impfstoffe vorhanden sind, die Menschen impfen.
Übertragung auf Menschen verhindern
Ebenso wichtig ist es jedoch, in einem früheren Stadion einzugreifen und bereits die Übertragung auf den Menschen zu verhindern. «Das braucht sehr viel Zeit und Aufklärungsarbeit, weil die Leute gewohnt sind, mit toten Tieren umzugehen», sagt Leendertz.
Das Bewusstsein, dass man tote Tiere nicht anfassen sollte, sei in den traditionellen Dörfern im Kongo kaum vorhanden. Zudem mache das Fleisch von Wildtieren etwa 80 Prozent der Ernährung der Menschen aus.
Flughunde und Nager
Da grosse Wildtiere vielerorts bereits verschwunden sind, würden die Menschen häufig Tiere wie Flughunde und Nager essen. Doch ausgerechnet diese tragen besonders viele Krankheitserreger in sich.
«Dafür, dass so viel Wildfleisch gegessen wird, ist es eigentlich erstaunlich, wie wenig passiert», sagt Leendertz. Der Grund dafür ist, dass es ein Virus nur selten schafft, sich von einem Menschen auf den anderen zu übertragen.
Mehr Epidemien erwartet
Trotzdem rechnet Leendertz damit, dass es in Zukunft häufiger zu Ausbrüchen von Epidemien kommen wird. Zum einen, weil es immer mehr Menschen gibt und diese immer weiter in den Dschungel vordringen. Zugleich nimmt die Mobilität zu und damit auch die Reichweite eines Erregers.
Umso wichtiger ist es, Krankheitserreger so früh wie möglich zu erkennen. Nicht nur für die Menschen vor Ort, sondern auch für die ganze Welt.