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Experiment zuckerfrei (2/3) Einen Monat ohne Extrazucker: Zwischenbilanz

Drei Frauen und ein Mann wollen sehen, was passiert, wenn sie einen Monat auf zugeführten Zucker verzichten. Wie schlagen sich die Probanden nach zwei Wochen Zuckerverzicht? «Puls» zieht eine erste Zwischenbilanz.

Rückblick: Vier Schleckmäuler wollen einen Monat lang auf Nahrungsmittel mit zugesetztem Zucker verzichten. Vor zwei Wochen haben waren sie beim Gesundheitscheck am Universitätsspital Zürich. Dort wurde ihnen Blut genommen und die Körperfettmasse gemessen. Von der Ernährungsberaterin haben sie erfahren, welche Regeln für einen Monat lang gelten: Zucker in Form von Stärke wie Brot, Teigwaren, Kartoffeln reduzieren. Keine Süssigkeiten. Keine Süssgetränke und keine Fruchtsäfte. Und ganz allgemein: Produkte mit viel Zucker meiden. Zwei Wochen sind nun vergangen, was ist die Zwischenbilanz?

Kein einfaches Unterfangen

Vor allem der Anfang vom Zucker-Entzug ist allen schwergefallen. Sandrine Benz hatte zunächst Entzugserscheinungen: «Am Tag zwei bin ich mit Kopfschmerz aufgewacht und hatte auch den Rest des Tages Kopfschmerzen. Ich war auch echt übel gelaunt.» Sie hatte auch immer wieder Lust auf Schokolade und musste sich auf die Finger schauen. Susanne Strassmann fühlte sich ohne Süsses «chribbelig» und für Peter Ottiger war es schwierig zwischendurch nichts zu naschen.

Spezielle oder schwierige Momente während ihres Zuckerverzichts dokumentieren alle per Videobotschaft. Peter Ottiger muss frisch gebackenen Birnenweggen von Sohn wiederstehen, Sandrine Benz darf beim Einkaufen die Truffes nur anschauen und Marlis Toneatti nimmt am, seit lange geplanten, Kochkurs teil, ohne naschen zu dürfen – keine einfachen Situationen.

Alle fotografieren ihre Mahlzeiten. Diese Aufgabe hat Ernährungsberaterin Melanie Sprenger gestellt. Drei Mahlzeiten sollen es sein. Keine Snacks dazwischen. Höchstens ein Viertel des Tellers darf aus Stärkebeilagen bestehen. Und wegen des Fruchtzuckers liegen höchstens zwei Portionen Früchte am Tag drin. Gröbere Fehler findet die Ernährungsberaterin nicht.

Wieso müssen es drei Mahlzeiten am Tag sein?

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Gemäss Ernährungsberaterin Melanie Sprenger schafft man es einfach nicht, alle Nährstoffe – sprich alle Kohlenhydrate, Fette, Proteine, Vitamine und Mineralstoffe – in nur eine Mahlzeit aufzunehmen. Volumenmässig wäre das zu viel. Und wenn man nur ein oder zweimal pro Tag isst, ist die Tendenz höher, dass man zwischendurch snackt.

Der Verzicht auf fast alles Süsse macht Susanne Strassmann dann doch etwas Mühe. Sie hat sich bei einer ungewöhnlichen neuen Angewohnheit ertappt: «Ich habe plötzlich begonnen, Halbrahm zu trinken, weil das süsslich schmeckt. Nur einen kleinen Schluck, wenn ich mir einen Kaffee mache.»

Zurück zu geregelten Mahlzeiten

Bei Sandrine Benz hat das Weglassen von Zwischenmahlzeiten den Alltag merklich verändert. Kochen ist wieder angesagt. «Mir wurde schon in den ersten Tagen bewusst, dass nicht nur mein Essverhalten in Sachen Schokolade entgleist ist, sondern meine ganze Alltagsernährung.» Vor dem Experiment liess sie häufig Mahlzeiten aus, dafür ass sie Schokolade zwischendurch. «Seit ein paar Jahren schaffe komme ich das erste Mal wieder auf fünf Portionen Früchte und Gemüse pro Tag. Das habe ich vorher gar nicht mehr geschafft.»

Bei allen haben sich die veränderten Gewohnheiten zur Halbzeit des Experiments durchaus positiv bemerkbar gemacht. Marlis Toneatti ist erstaunt, dass sie keinen Hunger hat, obwohl sie nichts mehr zwischendurch nascht. Sandrine Benz ist überrasch, dass sie trotz Verzicht auf Schokolade keine Leistungseinbussen beim Sport hat. Peter Ottiger freut sich, denn: «Mein Gürtel spürt Veränderungen. Ich kann schon ein Loch enger schnallen und bin bereit im Übergang zum zweiten Loch.» Und Susanne Strassmann schläft nun besser als vorher. Alle also sind motiviert auch in der zweiten Hälfte des Experiments dranzubleiben.

Puls, 12.06.2020, 21:05 Uhr

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