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Fingernagelkosmetik – Schönheit mit Tücken

Nägel bestehen aus Horn und abgestorbenen, mit Kittsubstanz verklebten Hautzellen. Nagellack, Nagellackentferner, häufiges Auf- und Abtragen der Kosmetikprodukte, ja sogar Wasser und Seife - all das kann die fettige Kittsubstanz zwischen den Hornschichten ablösen. Resultat: Der Nagel wird spröde und die Hornschichten klaffen auseinander.

Per se ist das noch kein Problem. Dort wo die Nageloberfläche aber aufgebrochen ist, siedeln Keime besonders gerne an. Der Nagel ist in diesem Zustand anfälliger für Bakterien und Pilze.

Besonders roter Lack schädigt

Podologin Manuela Sauser sieht immer wieder Kundinnen mit spröden Nägeln und weissen Flecken: «Das kommt bei empfindlichen Menschen oft vom roten Nagellack. Dieser enthält besonders viele Farbpigmente.» Bei Personen mit sehr feinen Nägeln, lösen sich durch häufige Anwendung die Schichten der Nagelplatte ab.

Da helfe dann eine Nagellack-Pause und gezieltes Befeuchten und Rückfetten mit Oliven- oder speziellem Nagelöl. Präventiv mache es durchaus auch Sinn, die Nagellack-Farbe regelmässig zu wechseln.

Anrauhen bis die Nagelsubstanz weg ist

Ein weiteres Problem sieht die Expertin im ständigen Anrauen und Zurückfeilen bei künstlichen Nägeln. Beim Modellieren von sogenannten Gellack-Nägeln werde oft auch der Naturnagel angeschliffen und verletzt.

Der Dermatologe Eckart Haneke bestätigt das Problem: Er sieht die Tücke vor allem dann, wenn man den künstlichen Nagel selber wieder entfernt. Der eigentliche Vorteil werde dann nämlich zum Nachteil. «Gelnägel sind sehr hart und robust und selbst wenn die Finger in Aceton getaucht werden, dauert es sehr lange bis der Nagel weich wird», sagt Haneke. Oft werde dann zu ziemlich groben Feilen gegriffen und damit nicht nur der Gelnagel, sondern auch viel vom natürlichen Nagel abgetragen. Und fügt hinzu: «Nach drei vier Malen ist die Nagelsubstanz praktisch weg. Und der Nagel alles andere als gesund.»

Der Spezialist gibt zudem zu bedenken, dass der Schaden auch nicht mehr rückgängig gemacht werden kann: «Ist die eigene Nagelkitsubstanz einmal herausgelöst, können sie diese auch nicht von aussen wieder zuführen – egal was die Kosmetik verspricht.»

Fäulinsbakterien und Pilze sind schwierig weg zu bekommen

Tina Reich von TiNail’s Nagelstudio in Bern achtet bei ihren Kundinnen deshalb darauf die Nagelplatte nur ganz leicht anzupeelen. Wer bei ihr das erste Mal zu einer Nagelverlängerung kommt, bekommt auch keine überlangen Krallen. «Ich empfehle dann als Modellage zuerst einmal Kunstnägel, die nicht länger sind als das eigentliche Nagelbett», sagt Reich. Nach drei bis vier Wochen werde dann die in der Zeit heraus gewachsene Nagellänge aufgefüllt, so gewöhne sich die Kundin langsam ans Tragen von Kunstnägeln.

Neben den mechanischen Problemen sieht der Dermatologe Eckart Haneke noch einen weiteren Nachteil aller Kunstnägel: «Da die Kunstnägel praktisch immer auch farbig lackiert sind, sieht man nicht, was sich unter dem Nagel abspielt.» Wurde nicht sauber gearbeitet, könne deshalb im ungünstigen Fall eine Art «Treibhaus von Fäulnisbakterien und Pilzen» entstehen.

Solche Keime seien nur sehr schwer und mit viel Geduld wieder heraus zu bekommen. Wer also möglichst lange an seinen Nägeln Freude haben möchte, sollte ihnen ab und an eine kosmetikfreie Zeit gönnen.

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