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Fitness-Armbänder nützen wenig
Aus Puls vom 17.10.2016.
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Fitness-Armbänder bringen nicht den gewünschten Effekt

Fitness-Armbänder sollen beim Abnehmen helfen und liegen im Trend. Zwei neue Studien zeigen aber nun: Sie nützen nicht jedem, und viele legen ihr Armband nach kurzer Zeit beiseite.

Fitness-Armbänder zeigen zwar hervorragend auf, wie viel wir uns bewegen. Doch sie bringen uns nicht dazu, uns zusätzlich zu bewegen. Dies zeigen zwei neue Studien.

Testpersonen ohne Geld legen den Schrittzähler ab

In der Studie aus Singapur wurden 800 Angestellte in vier Gruppen eingeteilt.

  • Gruppe eins erhielt bei mehr als 70'000 Schritten in der Woche rund 20 Franken als Belohnung
  • Gruppe zwei weitere musste das Geld spenden
  • Gruppe drei bekam keine Belohnung
  • Die Kontrollgruppe trug weder einen Schrittzähler noch erhielt sie einen finanziellen Anreiz.

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Die Schrittzähler-Gruppe konnte zwar das wöchentliche Sportpensum um 16 Minuten erhöhen. Das war allerdings zu wenig – die Teilnehmer hatten weder abgenommen noch ihren Blutdruck gesenkt oder die Herz-Lungen-Gesundheit verbessert.

Die Gruppe mit dem finanziellen Anreiz machte immerhin in den ersten sechs Monaten mehr Schritte. Als aber in den folgenden sechs Monaten des einjährigen Versuchs das Geld ausblieb, legten 90 Prozent der Teilnehmer ihren Schrittzähler wieder ab. Die Ärzte, die ihre Studie diese Woche in «The Lancet» veröffentlichten, bezweifeln deshalb, dass Aktivitätsmesser die Gesundheit massgeblich verbessern können.

Weniger Bewegung mit Aktivitätsmesser

Auch die Studie von US-Forschern der University of Pittsburgh kommt zu einem ernüchterten Schluss: Ihre Armband-Gruppe speckte 3,5 Kilogramm weniger ab als die Vergleichsgruppe. Das Team veröffentlichte die Studie im Fachblatt «Jama».

Für die Untersuchung machten fast 500 junge Übergewichtige eine Langzeitdiät und bekamen dazu Sportempfehlungen. Nach sechs Monaten teilten die Wissenschaftler die Probanden in zwei Gruppen en. Die Hälfte von ihnen erhielt noch Fitnessarmbänder, die für einen zusätzlichen Bewegungsanreiz sorgen sollten.

Das Gerät gab zudem Rückmeldungen, ob die Probanden ihre Ziele erreichten – etwa eine bestimmte Anzahl Schritte – und genug Kalorien verbraucht hätten.

Die Testpersonen loggten sich 18 Monate lang in die Studienwebseite ein oder trugen das Armband an den meisten Tagen. Eine Untersuchung aller Teilnehmer nach zwei Jahren zeigte, dass die meisten dünner geworden waren. Jene, die keine Fitness-Armbänder getragen hatten, waren im Schnitt sechs Kilo leichter als zu Studienbeginn – während jene mit den Aktivitätsmessern nur rund dreieinhalb Kilo weniger auf die Waage brachten.

Hauptautor John Jakicic hat dafür zwei mögliche Erklärungen: «Es könnte sein, dass die Leute denken: ‹Ich war jetzt so aktiv, also kann ich auch einen Cupcake essen.›» Andererseits sei ein solches Armband auch nicht für jeden motivierend – wer an Trainingszielen häufig scheitere, werde eher frustriert.

Unerwartete Ergebnisse

Die Resultate überraschen. Schliesslich hatte es in der Vergangenheit durchaus in einigen Studien Hinweise gegeben, dass neue Technologien wie beispielsweise die tragbaren Aktivitätsmesser einigen Leuten beim Abnehmen helfen könnten. Diese Versuche waren jedoch nur mit wenigen Teilnehmern und über kurze Zeit durchgeführt worden.

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Zudem wurde das Gerät in der anderen Studie nur so lang getragen, wie die Testpersonen Geld dafür bekamen. Darum kommen die Ärzte der Studie zum Schluss, dass Aktivitätsmesser die Gesundheit nicht massgeblich verbessern können.

Ungenügender Datenschutz

Eine ganz andere Schwachstelle deckten Forscher der TU Darmstadt und der Uni Toronto auf: Viele Programme haben grosse Lücken im Datenschutz: Nutzerdaten können relativ einfach gehackt und manipuliert werden.

Bedeutung hat das besonders in den USA, wo die Tracker-Angaben bereits vor Gericht als Beweismittel akzeptiert werden und auch Versicherungen erste Prämien danach berechnen. Ähnliche Prämienprogramme werden aber auch bereits von Schweizer Versicherungen angeboten.

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