Am Institut für Lebensmittelsicherheit und -hygiene der Universität Zürich gehen sämtliche Listerien-Proben über den Analysetisch von Direktor Roger Stephan. Im Moment werden zwei neue Proben untersucht, die von Menschen stammen. Sind es Bakterien wie jene, die bereits für zwölf Erkrankungen mit zwei Toten verantwortlich sind?
Für den aktuellen Listeriose-Ausbruch dürfte ein Lebensmittel verantwortlich sein.
«Erst wenn der Fingerabdruck der Bakterien auf der genetischen Ebene gleich ist, kann man sagen, dass es sich um die gleichen Stämme handelt», erklärt Professor Stephan. Bei den bisher bekannten zwölf Fällen war dies tatsächlich der Fall. «Das weist sehr stark darauf hin, dass es sich um eine Punktquelle handelt, die für den aktuellen Ausbruch verantwortlich ist. Ein Lebensmittel.»
Welches Lebensmittel das sein könnte, verraten die Bakterien leider nicht.
Betroffene aus sechs Kantonen
Beim Bundesamt für Gesundheit analysiert man derweil die bisher gemeldeten Krankheitsfälle.
Listerien treten immer wieder in Erscheinung – zwischen 40 und 50 Erkrankungen pro Jahr liegen im Durchschnitt. Aussergewöhnlich aber ist, dass sie dieses Jahr gehäuft seit Juni auftreten und vermehrt Fälle vom gleichen Subtyp gemeldet worden sind.
Betroffen sind Personen aus sechs Kantonen – die Infizierten leben in der ganzen Schweiz verstreut. «Man kann also davon ausgehen, dass sich die Personen nicht gemeinsam bei der gleichen Mahlzeit angesteckt haben», leitet Daniel Koch vom BAG daraus ab.
Ergo: «Es muss ein Produkt sein, das in der Schweiz verteilt und verkauft wird und zwar in mehreren Kantonen», mutmasst Koch, «das ist ein erster Hinweis».
Der Quelle auf die Spur kommen könnten eventuell die Kantonschemiker. Alda Breitenmoser lässt im Kanton Aargau heute schon über 2000 Proben pro Jahr auf Listerien untersuchen.
In der Umwelt kommen die Krankheitserreger überall vor, erklärt die Lebensmittelchemikerin: «Wenn ein Produkt nicht erhitzt wird nach dem Zerkleinern oder wenn es genügend Flüssigkeit hat und länger gekühlt wird – zum Beispiel im Kühlschrank – dann können sich Listerien gut vermehren».
Es wäre reiner Zufall, würde ein Labor bei den Routine-Untersuchungen auf den Auslöser stossen.
Ohne konkretere Anhaltspunkte sei eine gezieltere Suche nach dem Auslöser der derzeitigen Krankheiten aber nicht möglich. «Es ist wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen», meint Alda Breitenmoser. Es wäre reiner Zufall, würde ein Labor bei den Routine-Untersuchungen darauf stossen.
Mehr Infizierte, mehr Informationen
Noch tappen die Behörden also im Dunkeln, woher die Listerien kommen.
Die beste Chance, der Infektionsquelle auf die Spur zu kommen: neue Infizierte. Deren Befragung könnte entscheidende Hinweise auf das kontaminierte Lebensmittel liefern.
Der Fragenkatalog kann dabei sehr umfassend sein. «Ist man in letzter Zeit gereist? Hat man spezielle Essgewohnheiten, ist man zum Beispiel Vegetarier?», erklärt Daniel Koch. «Die Fragen können aber auch sehr spezifisch auf bestimmte Produktegruppen oder auch nur ein einzelnes Produkt abzielen.»
Je mehr Betroffene befragt werden können, desto grösser die Chance, eine gemeinsame Listerien-Quelle zu finden. Möglicherweise wird die aber auch nie gefunden: Ist das verschmutze Produkt bereits wieder vom Markt verschwunden, bleibt die Ursache für immer im Dunkeln.