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Eine Person verlässt im Streit das Zimmer. Eine Frau versucht sie aufzuhalten, während zwei Kinder zuschauen.
Legende: Auseinandersetzungen gehören zum Familienleben. Man kann damit aber mehr oder weniger geschickt umgehen. imago

Gesundheit Krisenherd Familie

Am internationalen Tag der Familie thematisiert der «Treffpunkt» die Stolpersteine in der Familie – speziell der Patchworkfamilie. Familientherapeuten geben Ratschläge und stehen anschliessend im Live-Chat Rede und Antwort.

Die Familie ist ein Krisenherd par excellence. Welcher Vater oder welche Mutter hat sich nicht schon gefragt, ob das Leben ohne Familie nicht einfacher wäre? Die Tochter murrt nur noch herum, der Sohn provoziert ohne Ende, und für die Partnerbeziehung bleibt auch kaum noch Zeit. Lebt die Familie in einem Patchwork kommen weitere Probleme mit Stiefkindern, gemeinsamen Kindern und Ex-Partnern noch hinzu.

Auslaufmodell Kernfamilie

Experten-Chat

Die traditionelle Kernfamilie mit Vater, Mutter, Kind ist in der Schweiz ein Auslaufmodell. Laufend grösser wird die Zahl der Patchworkfamilien – je jünger die Familie, desto häufiger das muntere Patchwork.

«Wichtig bei einer Patchworkfamilie ist, dass man nicht zu schnell zusammenzieht», weiss Psychiaterin Claudia Starke. Bevor nämlich eine neue Familie entstehen kann, muss die alte gewissermassen «abgewickelt» sein. «In unserer Praxis sehen wir häufig, dass der frühere Partner nicht in die neue Familiensituation eingebunden ist», sagt Thomas Hess, ebenfalls Psychiater.

Patchwork-Experten

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Portrait von Claudia Starke und Thomas Hess

Dr. Claudia Starke und Dr. Thomas Hess arbeiten gemeinsam in einer Praxis in Zürich, leben in einer Patchworkfamilie und haben «Das Patchwork Buch» verfasst. Die beiden Psychiater kommen heute um 10:03 Uhr im «Treffpunkt» auf Radio SRF 1 zu Wort und beantworten von 11 bis 12:30 Uhr Ihre Familienfragen – live im Experten-Chat .

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Gemeinsam mit Claudia Starke hat er eine Praxis in Zürich. Die beiden haben auch ein Buch über Patchworkfamilien geschrieben – und leben selber im Patchwork. «Beim Schreiben des Buches ist uns immer wieder aufgefallen, was auch wir alles falsch gemacht haben.»

Dass Eltern – ob in einer Patchworkfamilie oder in einer konventionellen Familie – Fehler machen, sei völlig normal, sagt Hess. In einer Familie lernen beide: Eltern und Kinder. Ist der Leidensdruck allerdings zu gross, kommt man bei der murrenden Tochter einfach nicht weiter, oder akzeptiert einen das Stiefkind auf Biegen und Brechen nicht, dann ist Rat nötig.

«Ich spreche ungern von Therapie», meint Starke «es handelt sich vielmehr um eine Beratung.» In allen möglichen Lebenslagen holen wir uns Rat, wenn aber die Psyche Rat braucht, haben wir Hemmungen. «Manchmal braucht es nur einen oder zwei Termine, manchmal sind es mehr. Mehr als zehn Termine erachte ich als nicht sinnvoll», sagt Hess.

Erzogen ist erzogen

Was allerdings nicht funktioniere, sei das Nacherziehen durch einen Therapeuten, sind sich die Experten einig. Denn die Erziehung eines Kindes ist mit zwölf Jahren abgeschlossen. Anschliessend geht es «ums Überleben in einer Art Wohngemeinschaft», so Hess.

Für einige Eltern ist die Pubertät ihrer Kinder die Hölle, andere können es sportlicher nehmen. «Jugendliche müssen rebellieren und ihre Grenzen testen». Häufig stossen die Eltern aber an ihre Grenzen. Gerade Eltern, die sich während der eigenen Pubertät sehr anpassen mussten, hätten es schwieriger, so Hess. Wer hingegen selber voll pubertiert hat, hat ein bessere Verständnis für sein erwachsen werdendes Kind.

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