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Gesundheit Rheumatoide Arthritis – Attacke des Immunsystems

Dominique Rinderknecht war nicht nur die Nummer 1 der Miss-Schweiz-Wahlen 2013, die Zahl 1 spielt auch eine andere wichtige Rolle in ihrem Leben: Sie gehört zum einen Prozent der Bevölkerung, das an Rheumatoider Arthritis erkrankt ist.

Experten-Chat

Als Dominique Rinderknecht als 17-Jährige Schmerzen im angeschwollenen Knie bekam, tat sie das als Sportverletzung oder Sehnenscheidenentzündung ab. Einige Jahre später bereitete das Handgelenk Probleme. Da war Schonen und Verbinden ihre Devise. Doch dann wurden die Schmerzen zur Qual. Im Notfall des Unispitals bekamen sie schnell einen Namen: Rheumatoide Arthritis (RA).

Das Model teilt die Diagnose mit 70'000 Patienten in der Schweiz – vom Kind bis zum Greis. Frauen sind dreimal so oft betroffen wie Männer. Bei 20 Prozent verläuft RA in Schüben, bei 70 Prozent halten die Entzündungen ständig an.

Dominique Rinderknecht mit Miss-Krone
Legende: Rheuma ist ein ständiger Begleiter der Miss Schweiz 2013. Keystone

Schmerzgedächtnis verhindern

Wie und warum die Autoimmunkrankheit genau entsteht, ist nicht ganz klar. Die Abwehrzellen des Immunsystems greifen körpereigene Strukturen an, fressen also Gelenke regelrecht auf. Das Gelenk reagiert mit Entzündungen der Gelenkinnenhaut, starken Schmerzen und Schwellungen.

Bei einer Entzündung setzt der Körper Stoffe frei, die dafür sorgen, dass Schmerzreize ans Gehirn weitergeleitet werden. Diese Stoffe animieren aber auch Nervenzellen dazu, die sonst in Ruhe sind. Das heisst: Zur an sich schon schmerzhaften Entzündung kommt noch eine erhöhte Schmerzempfindlichkeit hinzu – ein Grund, warum ehemals entzündete Stellen auch nach Abklingen der Entzündung noch empfindlich bleiben. Gleichzeitig sammelt sich am Entzündungsherd Flüssigkeit an, das Gelenk schwillt an und tut deshalb noch mehr weh.

Medikamente bremsen das Immunsystem

Alarmzeichen

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  • Gelenke schmerzen über längere Zeit
  • Gelenke sind geschwollen
  • Gelenke sind besonders morgens steif
  • Gelenke sind entzündet, warm und geschwollen, manchmal gerötet
  • Diffuse Symptome wie Müdigkeit, Erschöpfung und Gewichtsabnahme

«Arthritis Checkup»

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Das Ziel der Studie ist, den Nutzen von Biomarkern und Umweltfaktoren bei der Vorhersage eines Risikos der Entwicklung von RA zu untersuchen. Wer verwandt ist mit Patienten die an einer chronischen, rheumatoiden Polyarthritis leiden und bereit ist an einer klinischen Studie in der Schweiz teilzunehmen, meldet sich auf www.arthritis-checkup.ch

Wie die Schmerzen entstehen und wie man den Teufelskreis durchbricht, ist ein wichtiges Thema bei der Behandlung der chronischen Erkrankung, denn sonst kann aus dem akuten Schmerz ein chronischer werden, bei dem die Schmerzsensoren pausenlos aktiv sind. Das Nervensystem lernt dann, selbst auf schwache Schmerzsignale mit einer starken Schmerzreaktion zu antworten: Der Körper hat ein Schmerzgedächtnis entwickelt.

Damit es einerseits nicht so weit kommt und andererseits Gelenkschäden so früh wie möglich aufgehalten werden, setzt die Behandlung in der Regel schnell ein. Früher bedeutete das vor allem: Cortison. Half das nicht weiter, folgten Gelenkversteifungen, Gelenkersatz oder Korrekturen von Fehlstellungen.

Seit den 1990er-Jahren jedoch baut die Behandlung neben Physio- und Ergotherapie vor allem auf Medikamenten auf, die das überschiessende Immunsystem daran hindern, den eigenen Körper anzugreifen. Allerdings haben auch diese Medikamente ihre Nebenwirkungen, die eine engmaschige Kontrolle der Patienten erforderlich machen.

Familiäre Häufung

Wie genau eine rheumatoide Arthritis entsteht, ist nicht klar. Sie tritt familiär gehäuft auf – Geschwister und Kinder von Betroffenen erkranken dreimal häufiger als Menschen ohne RA in der Familie.

Neben der genetischen Veranlagungen scheinen auch äussere Umstände den Ausbruch der Autoimmunerkrankung zu fördern: Wer beispielsweise raucht und zusätzlich eine genetische Veranlagung hat, erhöht das Risiko selbst zu erkranken um den Faktor 40. Auch häufige Zahnfleischentzündungen können ein Risikofaktor sein.

Immer wieder stand auch die Ernährung im Verdacht. Viele Rheumatologen empfehlen, weniger Fleisch und Wurst zu essen sowie Eier, Kaffee, Alkohol und Zucker zu reduzieren und dafür den Anteil an Gemüse, Früchten, vollwertigem Getreide, Hülsenfrüchten, Fisch, Raps-, Oliven-, Lein- und Nussöl zu erhöhen. Das kommt auch der Figur zugute – und damit auch dem Krankheitsverlauf.

Ebenfalls positiv wirkt sich Bewegung aus. Schonende Sportarten wie Walking, Wassergymnastik oder Schwimmen werden sehr empfohlen. Bei einer akuten Gelenksentzündung sollte man keinen Sport treiben oder die Gelenke zu stark belasten, wohl aber sich bewegen, denn unter Bewegung werden die Schmerzen meist besser – auch wenn die ersten Minuten schwer fallen.

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