Experten-Chat
Irgendwann trifft es jeden: Eine Operation steht bevor. Erste Ansprechperson ist meist der behandelnde Arzt, oft der Hausarzt. Dieser hat wahrscheinlich auch die Diagnose gestellt, empfiehlt den Eingriff – und darüber hinaus auch Spitäler, mit denen seine Patienten bislang gute Erfahrungen gemacht haben. Nicht selten handelt es sich dabei um eine Klinik in der Nähe.
Eine Studie hat gezeigt, dass die Mehrheit der Patienten der Empfehlung des Hausarztes oder des Spezialisten folgt. Auch die Nähe des Spitals zum Wohnort ist für viele wichtig. Zudem spielt bei der Wahl des Spitals auch der Ruf der Klinik eine entscheidende Rolle.
Rat aus dem persönlichen Umfeld
Wer vor einer Spitalwahl steht, sollte nicht nur auf den Arzt vertrauen, sondern sich auch in seinem Umfeld schlau machen – in der Nachbarschaft, im Verein, bei Freunden, Verwandten oder Arbeitskollegen. Das sind keine medizinischen Experten, dennoch können sie von ihren Erlebnissen und Erfahrungen berichten.
Waren sie zufrieden mit der Pflege und der Wundheilung, fühlten sie sich wohl, schmeckte das Essen, waren die Ärzte aufmerksam und sind sie auf die Fragen eingegangen? Das sind alles Faktoren, die bei einer Spitalwahl, nebst den medizinischen Fragen, eine wichtige Rolle spielen.
Sogar die Patientenschutzorganisation spo.ch rät Betroffenen, Meinungen im persönlichen Umfeld einzuholen. Dennoch, auch hier liegt die Entscheidung letztendlich beim Patienten.
Rat bei «Experten»
Wer sich nach wie vor nicht sicher ist, in welches Spital er soll, kann sich darüber hinaus von Experten beraten lassen. Krankenkassen bieten Beratungen an, einerseits telefonisch oder über Spitaltipps auf der jeweiligen Internetseite. Einige Krankenkassen haben bereits Apps entwickelt, die dem Patienten bei der Spitalsuche helfen.
Ebenfalls Hilfe bietet die Patientenstelle.ch oder die Patientenschutzorganisation spo.ch. Hier kann man sich einerseits vor Ort oder telefonisch beraten lassen. Beide Stellen haben dazu Bücher und Ratgeber verfasst. Mehr Informationen dazu findet man im Internet.
Rat im Internet
Die Möglichkeit der freien Spitalwahl in der ganzen Schweiz weckt bei Patienten das Bedürfnis nach Vergleichsinformationen, die das Internet liefert. Online gibt es immer mehr Seiten, die Spitäler und ihre Qualitäten miteinander vergleichen.
Spitalsuchmaschinen
Die Angebote werben damit, dass der Qualitätsvergleich dem Patienten helfen soll, individuell schweizweit das beste Spital zu finden. Werte wie Fallzahlen (Operationen pro Spital), Komplikations- und Mortalitätsraten, Infektionsraten oder Patientenzufriedenheit werden dabei als wichtige Kriterien definiert.
Erhoben werden diese Daten unter anderem vom Bundesamt für Statistik und dem Qualitätsverein ANQ. Die Spitalsuchmaschinen fassen die Daten zusammen. Auf dem Webportal gibt der Patient seine bevorstehende Operation ein und legt fest, welche Kriterien ihm wichtig sind. Nach der getroffenen Auswahl berechnet das System eine individuelle Spital-Bestenliste.
Aber: Nicht immer sind die Angebote wirklich transparent. So können hohe Operationszahlen – an sich ein gutes Kriterium – trügen: Wenn viele Chirurgen für hohe Gesamtzahlen sorgen, haben sie im Einzelfall weniger OP-Erfahrung als ein Chirurg eines kleineren Spitals mit geringeren Fallzahlen, der aber die Eingriffe alle selbst vornimmt.
Hören aufs Bauchgefühl
Negativen Gefühlen bei der Entscheidung sollte man sich stellen und sich die Zeit nehmen, letzte Zweifel mit einer Fachperson und Freunden zu zerstreuen. Eine Entscheidung macht erst dann Sinn, wenn man sich sicher fühlt.
Freie Spitalwahl in der ganzen Schweiz?
Seit dem 1. Januar 2012 gilt in der Schweiz die freie Spitalwahl über die Kantonsgrenzen hinaus. Das bedeutet: Auch grundversicherte Patientinnen und Patienten können sich ohne Zusatzversicherung (obligatorische Grundversicherung, allgemeine Abteilung) schweizweit in allen Spitälern behandeln lassen, die im Wohnkanton auf der Spitalliste aufgeführt sind.
Tipps für die Spitalsuche
Bei einer Behandlung in einem Spital, das nicht auf der Liste des Wohnkantons steht, muss beachtet werden, dass die entstehenden Kosten nicht in jedem Fall vollumfänglich durch die Krankenkasse und dem Kanton gedeckt werden – folglich auf den Patienten zurückfallen könnte.
Deshalb sollte man vor einer ausserkantonalen Spitalbehandlung in einem Spital, das nicht auf der Liste des Wohnkantons steht, die Krankenkasse immer anschreiben und fragen, ob sie die gesamten Behandlungskosten übernimmt. Für Patienten mit einer Zusatzversicherung «Spital schweizweit» sollten keine Kosten entstehen.