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In einem Labor werden Keime in einer roten Petrischale getestet.
Legende: Die Antibiotikaforschung steht in Konkurrenz zu anderen Therapieformen, die lukrativer sind. imago

Gesundheit Wo bleiben die neuen Antibiotika?

Die WHO ruft eine Antibiotika-Awareness-Woche aus, der Bundesrat verabschiedet eine nationale Strategie gegen Antibiotika-Resistenzen. Zahlreiche Kampagnen und Fachartikel weltweit widmen sich dem Problem – und doch harzt es in der Entwicklung neuer Antibiotika.

Ein Grund dafür ist, dass sich viele Forschungsgelder auf die Bekämpfung von HIV, Krebs und chronischen Krankheiten konzentriert haben. Auch dort bestehen drängende ungelöste Fragen – und vor allem lässt sich dort richtig viel Geld verdienen: Eine Krebstherapie dauert lange und ist teuer. Ein Antibiotikum hingegen ist günstig und hat nach einer Woche seinen Dienst normalerweise schon getan. Zudem soll ein neues Antibiotikum möglichst sparsam eingesetzt werden, damit sich nicht in kurzer Zeit wieder Resistenzen bilden können.

Antibiotika sind also weniger lukrativ, auch deswegen sind die Neuentwicklungen in diesem Bereich spürbar zurückgegangen. Diese Tendenz hat sich vor allem in den letzten zehn, zwanzig Jahren gezeigt.

Der Suche nach möglichen Auswegen aus diesem Dilemma hat sich auch das Fachmagazin «The Lancet» gewidmet. Dort wird vorgeschlagen, dass die öffentliche Hand einspringt und Innovationen anstösst. Und zwar sollen über ein Belohnungssystem Anreize geschaffen werden.

Das heisst, wenn ein Unternehmen bestimmte Phasen der Entwicklung oder der Zulassung erreicht – zum Beispiel die Phase der klinischen Tests –, bekommt es eine Prämie. Es gibt auch bereits Bestrebungen in diese Richtung. In den USA beispielsweise hat die Regierung bis zu 200 Millionen Dollar für ein solches Programm zugesagt.

Suche nach neuen Geschäftsmodellen

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Auch der Schweizerische Nationalfonds setzt das Thema Antibiotika-Resistenzen auf die Agenda. Soeben wurde ein Forschungsprogramm gestartet, für das 20 Millionen Franken zur Verfügung stehen. Unter anderem für die Entwicklung neuer Wirkstoffe.

NFP 72: «Antimikrobielle Resistenz»

Die Bemühungen tragen vereinzelt Früchte, insgesamt aber noch zu wenig. John-Arne Røttingen vom Norwegischen Institut für öffentliche Gesundheit, einer der führenden Experten auf dem Gebiet, sagt: «Es braucht noch mehr Förderung, und das Geschäftsmodell muss grundsätzlich überdacht werden. Erfolge in der Forschung sollten von den Einnahmen abgekoppelt werden.» Denn es gehe nicht nur darum, neue Medikamente zu fördern, sondern auch um den vernünftigen Umgang mit ihnen: Nur wenn sie sparsam eingesetzt werden, macht man den Erfolg nicht gleich wieder kaputt.

Das heisst, die Pharmafirmen dürfen nicht auf möglichst hohe Verkäufe angewiesen sein. Røttingen schwebt zu diesem Zweck eine Art Servicevertrag vor. Die öffentliche Hand, also ein einzelner Staat oder beispielsweise die EU, mietet sich quasi bei einem Pharmaunternehmen die Entwicklung und Herstellung dieser Medikamente und kann dann auch deren Verbreitung kontrollieren.

Aufkeimendes Interesse

John-Arne Røttingen ist zuversichtlich, dass sich neue Medikamente finden lassen. Fortschritte bei der Technik und der Wissenszuwachs, sagt er, würden zu neuen Medikamenten führen. Aber es ist klar: Von der Forschung bis zur Marktreife dauert es Jahre. Immerhin, es gibt Anzeichen dass sich auch die Pharmafirmen wieder vermehrt für Antibiotika interessieren und investieren. Der Basler Konzern Roche beispielsweise ist vor zwei Jahren wieder ins Geschäft mit den Antibiotika eingestiegen.

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