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Gianlucas Gesicht (1/3) Entstellt ins Leben gestartet

Vor 18 Jahren kam Gianluca Itri mit einer schrecklichen Missbildung des Gesichts zur Welt. Mit unzähligen Operationen konnte ihm geholfen werden. «Puls» zeichnet seine Geschichte auf und verfolgt die lange und umfassende Operation durch Prof. Hermann Sailer und sein Team.

Gianluca Itri wurde am 15. April 1993 in der 33. Schwangerschaftswoche im Spital Walenstadt geboren. Bereits zwei Wochen vor der Frühgeburt musste die Mutter von Gianluca hospitalisiert werden. Grund: Polyhydramnion, eine überdurchschnittlich grosse Menge Fruchtwasser, kombiniert mit leichten Blutungen.

Zu einer solch übergrossen Ansammlung von Fruchtwasser kann es u.a. kommen, wenn das Kind wenig trinkt. Dies war möglicherweise bei Gianluca der Fall, da eine Bandbildung durch die Mundhöhle verlief und den Schluckvorgang blockierte. Die innere Eihaut (Amnion) des Fruchtwassers hatte dieses Band gebildet, das quer durch das ganze Gesicht und durch den Mund verlief und mehrere tiefe Spaltbildungen verursachte. Das Gesicht des Babys war in zwei Teile geteilt und vor allem die Kieferpartie und das linke Auge erheblich entstellt.

Den Ärzten in Walenstadt war klar, dass das Kind sofort in ein dafür spezialisiertes Spital überführt werden muss – was auch geschah: Mit der Rega wurde der kleine Gianluca ins Kinderspital Zürich geflogen. Die darauffolgenden Operationen sind fast nicht mehr zu zählen.

Mehr als einhundert Prozent geben

Gianluca hat heute seine Situation relativ gut verkraftet: Es war ein langer und beschwerlicher Weg, bis er soweit war. «Früher», so sagt seine Mutter «da haben ihm immer alle Leute nachgeschaut. Als kleines Kind realisierte er das nicht. Ich hingegen habe mich oft geärgert über die Reaktion der Leute. Mit Kindern war das ganz anders, die waren unkompliziert: Sie trauten sich zu fragen, was er habe. Und als ich dann sagte, er sei umgefallen, waren sie zufrieden und zogen wieder ab – oder spielten mit ihm.»

Gianluca ist ein ehrgeiziger junger Mann, seine Behinderung hat ihn geprägt: «Ja, ich bin ehrgeizig. Ich musste und muss immer mehr als einhundert Prozent geben. Das war schon in der Schule so.» Vielleicht ist es das, was ihn mit seinen besten Freunden verbindet: Das Anderssein.

Seine besten Freunde sind so genannte Secondos; sie sind entweder aus östlichen oder südlichen Ländern. Sie wissen ebenfalls was es heisst, anders zu sein als die Meisten. Dies könnte zumindest ein verbindendes Element sein, zumal Gianlucas Eltern aus Italien kommen. Das ist gut so und gibt dem Jungen Kraft. Er ist integriert und man ist gemeinsam Fussball-Fan und alle sind begeisterte Gamer. Auch sein vier Jahre jüngerer Bruder Matteo gehört zur Gruppe, die sich regelmässig trifft – mehrheitlich im Zimmer Gianlucas. Und oft bringt «la mamma» Orazia was zum Trinken und zum Knabbern.

Geselligkeit und Freundschaft ist nicht nur angesagt, sondern wird gross geschrieben. Auch das hat den jungen Mann positiv beeinflusst.

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