Zum Inhalt springen
Ein Bauer bringt mit seinem Traktor Unkrautvernichter auf einem Feld aus.
Legende: Glyphosat ist weltweit und auch in der Schweiz das meist genutzte Herbizid. imago

Glyphosat – Zulassungsentscheid vertagt

Fast wäre die Zulassung des umstrittenen Unkrautvertilgers in Europa um weitere 15 Jahre verlängert worden. Doch der Entscheid wurde vertagt. Was ist passiert?

Das zuständige Expertengremium auf EU-Ebene hat kürzlich über Glyphosat debattiert. Es geht bei diesem Pestizid um die Frage, ob es krebsauslösend ist oder nicht. Relevant ist das, weil Glyphosat das Herbizid ist, das weltweit und auch in der Schweiz am häufigsten eingesetzt wird.

Die wissenschaftliche Datenlage zur Krebs-Frage ist aber nicht eindeutig und es gibt daher seit gut einem Jahr einen Expertenstreit in dieser Sache. Trotzdem ging man eigentlich davon aus, dass dieses EU-Gremium die Zulassung für Glyphosat abnicken würde.

Glyphosat in Zahlen

Box aufklappen Box zuklappen
  • Mit Glyphosat werden weltweit jährlich über fünf Milliarden Dollar Umsatz gemacht.
  • 45 Prozent des Glyphosats wird bei Kulturen mit gentechnologisch veränderten Pflanzen eingesetzt.
  • 2012 wurden weltweit 720'000 Tonnen Glyphosat ausgebracht – Tendenz seither stark steigend. In der Schweiz sind es jährlich 300 Tonnen.

Doch nun haben einige Ländervertreter – etwa von Frankreich und den Niederlande – offenbar Bedenken angemeldet. Sie wollen, dass zuerst der Expertenstreit geklärt wird, bevor die Zulassung von Glyphosat verlängert wird.

Nicht alle Daten zugänglich

Im Moment sieht es nicht danach aus, dass sich die Experten einigen können. Ein Kernproblem besteht darin, dass einige Studien zu Glyphosat nicht öffentlich zugänglich sind. Es sind Studien, welche die Industrie durchgeführt hat, um die Unbedenklichkeit ihrer Stoffe zu beweisen.

Diese Daten können zwar von den europäischen Behörden eingesehen werden, aber nicht von anderen Wissenschaftlern überprüft werden. Auch nicht von jenen, die für die Weltgesundheitsorganisation arbeiten und die Glyphosat für «wahrscheinlich krebserregend» halten. Solange hier keine volle Transparenz herrscht, ist ein wissenschaftlicher Konsens kaum möglich.

Zulassung läuft bald aus

Es steht somit zu vermuten, dass der Wissenschafts-Streit noch eine ganze Weile andauern wird – und auch die politische Einigkeit wird dann schwierig sein. Die Zeit dafür wird allerdings knapp: Die Zulassung von Glyphosat läuft Ende Juni 2016 aus.

Meistgelesene Artikel