Obwohl sich die Kurven immer ähneln: Keine Grippesaison verläuft so wie die letzte. Prognosen zum Verlauf zu machen gleiche höchstens dem Lesen eines Kaffeesatzes, sind sich die Experten einig.
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Auch eindeutige Zusammenhänge zwischen Anzahl der Erkrankungen, Verteilung auf Altersgruppen, Einfluss von Virenstämmen und Grippeimpfung und Länge und Intensität der Winterzeit liessen sich kaum feststellen.
Trotzdem steht die Frage im Raum, warum die Grippesaison 2017/2018 fast einen Monat länger gedauert hat und Spitäler schweizweit mehr Patienten und auch vermehrt jüngere Gesunde als üblich hospitalisieren mussten.
Rückblickend finden sich immerhin einzelne Puzzleteilchen, die ansatzweise helfen, die Situation zu erklären.
Ein Erklärungsversuch
Wie bereits in vielen Jahren zuvor hat die Grippe in der laufenden Saison den epidemischen Schwellenwert von 68 Grippeverdachtsfällen pro 100’000 Einwohnern Mitte Dezember überschritten. In der zweiten Januarwoche erreichte die Grippewelle eine erste Spitze. Eher ungewöhnlich ist die zweite Spitze rund zwei Wochen später. Und ungewöhnlich ist auch das hohe Niveau, auf dem sich die Kurve immer noch befindet.
Verantwortlich für diesen doch eher ungewöhnlichen Verlauf sind ziemlich sicher drei Faktoren:
- In der Schweiz ist in der aktuellen Saison Influenza-B-Virus Yamagata vorherrschend. Junge Erwachsene waren in der Vergangenheit bisher weniger mit diesem Virenstamm konfrontiert und dürften deshalb eine geringere Teilimmunität (durch durchgestandene Grippeinfektionen oder vergangene Impfungen) besitzen, als ältere Menschen, die ansonsten für Grippe eher empfänglich sind.
- Nur wer bei der Grippeimpfung den Vierfach-Impfstoff erhalten hat, konnte vom Impfschutz gegen B-Virus Yamagata überhaupt profitieren. Bei etwa der Hälfte der in der Schweiz geimpften Personen war das der Fall. Aber auch der richtige Impfstoff garantiert noch keinen hundertprozentigen Schutz. Die Wirksamkeit der Grippeimpfung liegt – je nach Saison und kursierenden Virenstämmen – bei 25 bis 60 Prozent.
- Auch für die zweite Erkrankungsspitze Ende Januar existiert eine mögliche Erklärung. Je länger die Grippesaison dieses Jahr nämlich andauerte, desto mehr positive Influenza-Proben gingen auf das Konto von Influenza-A-Virus H1N1 – während B-Virus Yamagata also langsam die Luft ausgeht, nimmt A-Virus H1N1 erst Fahrt auf und manche Personen erwischte es deshalb in der laufenden Saison gar zweimal.