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Eine Frau in gelbem Bikini liegt im Sand
Legende: Nasse Bikinis sind das grösste Risiko für eine Blasenentzündung im Sommer. Getty Images

Harnwegsinfekte Badi-Souvenir Blasenentzündung

Im Sommer sind Blasenentzündungen fast genauso häufig wie im Winter. Schuld daran sind meist feuchte Bikini- oder Badehosen.

Nichts tut derzeit so gut wie ein Sprung ins kühle Nass. Doch wer danach seine Badekleidung nicht wechselt, riskiert eine Blasenentzündung. Sie kommt im Sommer fast genauso oft vor wie im Winter. Denn feuchte Badehosen kühlen den Unterleib aus. Das schwächt wiederum die Durchblutung. Bereits vorhandene Keime können sich vermehren und einen Harnwegsinfekt hervorrufen. Deshalb: immer nach dem Baden gut abtrocknen und trockene Kleidung anziehen!

Dass wir häufiger auf die Toilette müssen, wenn wir nasse Badekleidung tragen, liegt übrigens daran, dass Kälte die Blasennerven irritieren kann. Sie melden dann vermehrt, dass die Blase voll ist, die sich dann auch verkrampft. Dadurch kann sie sich unter Umständen nicht komplett entleeren. Im verbleibenden Harn können sich Bakterien bestens vermehren. Weil durch eine verkrampfte Blase die Durchblutung geschwächt ist, wird die Blasenschleimhaut anfälliger - und Blasenentzündungen häufiger. Zu wenig Flüssigkeit verstärkt das Problem zusätzlich.

Betroffen sind vor allem Frauen, weil ihre Harnröhre kürzer ist und Bakterien so leichter in die Blase gelangen. Meist ist das Darmbakterium Escherichia coli Schuld an der Infektion, das durch falsche Hygiene vom Darmausgang zur Harnröhre gelangt.

Wenn die Probleme chronisch werden

Die Beschwerden einer chronischen Blasenentzündung (interstitiellen Zystitis, IC) gleichen denen einer bakteriellen Blasenentzündung: Schmerzen und Krämpfe beim Wasserlassen, häufiger Drang und Wasserlassen in kleinen Mengen bis zu 60-mal am Tag. Auch Brennen im Bereich der Blase sowie über dem Schambein, stechende Schmerzen beim Gehen und anhaltende Schmerzen im Becken selbst im Ruhezustand gehören zum Beschwerdebild.

Aber: Trotz dieser Beschwerden sind keine Bakterien im Urin auffindbar. Die meisten Betroffenen (es sind zu 90 Prozent Frauen) erleben eine lange Ärzteodyssee. Im Schnitt dauert es rund acht Jahre, bis die «Interstitielle Zystitis» diagnostiziert wird.

Gründliche Abklärungen

Eine gründliche Abklärung in einer spezialisierten Klinik (Urologie oder Urogynäkologie) schliesst andere Möglichkeiten aus - wie eine zu enge Harnröhre, ein neurologische Erkrankung oder zum Beispiel ein Tumor.

Eine gynäkologische Untersuchung und die Untersuchung des Urins gehören zur ersten Abklärung. Nach einer genauen Befragung über die Symptome und Verlauf folgt danach meist eine Blasenspiegelung, meist unter Narkose.

Über die Ursachen der Krankheit gibt es verschiedene Theorien: Die häufigste basiert darauf, dass bei IC ein bisher noch nicht entdeckter Erreger die Blasenschleimhaut schädigt. In immer mehr Kliniken wird bei Verdacht auf IC deshalb auch eine Blasenbiopsie (Gewebeprobe) durchgeführt. In der Gewebeprobe sind oft sogenannte Mastzellen sichtbar, die auf eine Entzündung der Blasenwand hindeuten.

Unterschiedliche Therapieansätze

Die Behandlungen sind wegen dem fehlenden Ursachennachweis entsprechend vielfältig. Begonnen wird oft mit einer Antibiotika-Mix-Langzeitbehandlung (mindestens drei Wochen lang). Bessern sich die Beschwerden nicht, sind sogenannte Instillationen (Selbstkatheterisierung) mit Antibiotika, Blutverdünner und Virenmittel möglich. In späteren Stadien werden Entzündungshemmer und Cortison eingesetzt. Immer gehören auch Schmerzmittel sowie nichtsteroidale Antirheumatika dazu.

Für eine optimale Behandlung dieser komplexen Erkrankung ist eine interdisziplinäre Zusammenarbeit (Team aus den Fachbereichen Urologie, Gynäkologie und Psychosomatik) sinnvoll.

Folgen vermeiden, Blase schützen

Unbehandelt führt die IC zu einer totalen «Vernarbung» der Blase. Mit schweren Folgen: Die Blase ist nicht mehr dehnfähig. Bei Verlust der Blasenkapazität und im Extremfall muss die Blase entfernt werden. IC ist gemäss heutigem Wissenstand nicht heilbar, aber behandelbar. Dabei können auch alternative Methoden (zum Beispiel Homöopathie oder Akupunktur) helfen. Aus Studien weiss man, dass gewisse Betroffene auch unterschiedliche Nahrungsmittel (wie zum Beispiel scharfe Gewürze oder Zitrusfrüchte) nicht vertragen.

Die drei besten Alltags-Tipps für den guten Schutz der Blase gemäss einer Betroffenenstudie sind:

  • Viel trinken: am besten Kräutertee und Wasser, denn künstlicher Süssstoff und auch Koffein reizen die Blase unnötig und zu stark.
  • Eine gute Verdauung ist wichtig: Wer an Verstopfung leidet, sitzt zu lange auf dem Klo und erhöht den Druck auf die Blase, was ihr nicht gut tut.
  • Füsse warm halten: In der chinesischen Medizin verläuft der Blasenmeridian durch die Füsse. Kälte stresst die Blase allgemein.

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