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Heuschnupfen im Winter

Winterzeit heisst Ruhezeit für Pollenallergiker – eigentlich. Inzwischen läuft Pollenallergikern mancherorts auch in den kalten Monaten die Nase, einer importierten russischen Erlen-Art sei Dank.

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In ungewohnter Umgebung verhält man sich anders als zu Hause – was für Menschen gilt, kann offensichtlich auch für Pflanzen gelten. Ein Beispiel ist die sogenannte Purpur-Erle (lateinisch: Alnus spaethii), eine Kreuzung aus japanischen/sibirischen und kaukasischen Erlen, die erst seit rund 30 Jahren in die Schweiz importiert wird. Nun hat man festgestellt: Die Schweizer Wetterbedingungen liefern bereits im Winter ideale Blühverhältnisse.

Glückliche Zufälle spielten mit

Diese Erkenntnis beruht auf einem glücklichen Zufall. Im Kleinstädtchen Buchs in der Ostschweiz wurden nämlich Ende der 90er-Jahre fast hundert dieser Purpur-Erlen an die Bahnhofstrasse gepflanzt. Keine 800 Meter neben dieser Baumallee befand sich zufälligerweise eine Pollenmessstation. Zudem befand sich in der Umgebung auch der Landarzt und ehemalige Schularzt Markus Gassner, der bei der Laboranalyse von alten Blutproben seiner Schüler plötzlich gehäuft Allergien gegen Erlenpollen festgestellt hatte. Schnell kamen ihm die gepflanzten Bäume in den Sinn, die er daraufhin genauer unter die Lupe nahm. Dabei bemerkte er zu seinem Erstaunen, dass sie schon zwischen Weihnachten und Neujahr in voller Blüte standen. Gemeinsam mit dem Pollenwarndienst von MeteoSchweiz untersuchte er, ob diese frühen Blüten auch zu einer messbaren Pollenbelastung geführt hatten. Und tatsächlich: Die Buchser Messstation war bereits Ende Dezember voller Pollen – und die Buchser Heuschnupfensaison damit um über einen Monat verlängert.

Auch Zürich betroffen

Sibirische Erlen entlang einer Schweizer Strasse
Legende: Russische Erlen zieren viele Schweizer Strassen SRF

Buchs ist nicht der einzige Ort, wo diese Bäume wachsen. In Zürich zum Beispiel wurden ebenfalls fast 300 davon gepflanzt – besonders an der Nordstrasse, Ottenbergstrasse und Heimstrasse, zudem in der Neubausiedlung Ruggächern in Zürich-Affoltern. Die frühen Pollen wurden hier jedoch bislang nicht bemerkt, da sich diese Standorte zu weit und in abgewandter Windrichtung der Zürcher Pollenmessstation befinden. Zudem werden die Pollenmessungen normalerweise im Dezember noch gar nicht durchgeführt, da unter normalen Umständen mit keinem Pollenflug zu rechnen ist. Regula Gehrig vom Pollenwarndienst MeteoSchweiz beabsichtigt auf jeden Fall, in Zusammenarbeit mit weiteren Beteiligten die Grünbauämter verschiedener Schweizer Städte über die neuen Erkenntnisse zu informieren, damit keine neuen Exemplare dieses Baums gepflanzt werden. In den Städten Bern und Basel kommen ohnehin nur einige wenige Purpur-Erlen vor.

Bei Symptomen genau hinschauen

Die bereits gepflanzten Bäume müssen deswegen nicht gefällt werden. Ausserdem ist es unwahrscheinlich, dass ein einzelnes Exemplar bereits zu Symptomen führt. Anwohner im direkten Umkreis von ganzen mit Purpur-Erlen geschmückten Strassen hingegen müssen durchaus mit Beschwerden rechnen. Beobachtet jemand mit bekanntem Heuschnupfen also entsprechende Symptome im Winter, lohnt sich vielleicht durchaus ein Blick in die Baumkronen der Strassenbäume. Sind dort Blüten zu sehen, hilft vielleicht das Heuschnupfen-Medikament mehr als der Erkältungstee.

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