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Histamin-Unverträglichkeit – Essen als Glücksspiel

Die Histamin-Intoleranz ist eine Nahrungsmittelunverträglichkeit. Rund ein Prozent der Bevölkerung, mehrheitlich Frauen, reagiert allergisch auf Histamin. Entsprechende Lebensmittel zu meiden ist schwierig, da Histamin weit verbreitet ist.

Histaminhaltige Lebensmittel

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Rotwein, bestimmte Biere, gereifte Käsesorten, Soja, Tofu, Erdbeeren, Himbeeren, Kiwi, Birnen, Bananen, Ananas, Zitrusfrüchte, Spinat, Tomaten, Sauerkraut, Aubergine, Avocado, Salami, Rohwurst, Mettwurst, Aufschnitt, Konservenfisch, Bohnen, Hülsenfrüchte, Schokolade, Kakao, Nüsse, Krustentiere, hefehaltige Speisen, Sojasauce, Weinessig, Ketchup.

Ein Glas Rotwein, und schon schwellen die Schleimhäute an, Schwindel stellt sich ein, das Herz kommt aus dem Takt: Menschen mit Histamin-Intoleranz kennen den Effekt des Stoffs aus leidvoller Erfahrung. Dabei ist Histamin an sich dem Körper nicht fremd: Er bildet es selbst. Einen Teil nimmt der Mensch aber auch über die Nahrung zu sich.

Eine Störung im Abbau

Zum Problem wird Histamin nur für diejenigen, denen ein ganz bestimmtes Enzym fehlt und nicht reibungslos funktioniert, das für dessen Abbau im Körper notwendig ist – den Histamin-Überschuss bekommen Betroffene zu fühlen. Die Symptome gleichen einer Allergie, einer Lebensmittelvergiftung oder einer Erkältung. Die Haut rötet sich und juckt möglicherweise, Kopfschmerzen, Hitzegefühl und Schwindel setzen ein, die Nase läuft, die Schleimhäute schwellen an, manche bekommen auch Atemnot. Anderen wird schlecht, sie bekommen Durchfall oder Bauchschmerzen. Wieder andere werden von einem Blutdruckabfall, Herzrhythmusstörungen oder Herzrasen geplagt. Sogar Zyklusstörungen sind möglich.

Histaminarme Lebensmittel

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Frischfleisch/-fisch, Melone, Heidel-/Preisel-/Johannisbeeren, Mango, Khaki, Kirschen, Aprikosen, Äpfel, grüner Salat, Kohlsorten, Rote Beete, Kürbis, Zwiebel, Radieschen, Rettich, Peperoni, Karotten, Brokkoli, Kartoffeln, Gurke, Lauch, Zucchini, Mais, Spargel, Knoblauch, Rhabarber, Getreide, Teigwaren, Milch(produkte), Weisswein, Grüntee, Eigelb.

Oft gelingt es den Betroffenen nicht, alle Auslöser zu identifizieren oder einen Zusammenhang mit auslösenden Faktoren zu erkennen. Ausser der versuchsweisen Durchführung der Histamin-Eliminationsdiät während einiger Wochen steht noch keine brauchbare Diagnosemethode zur Verfügung. Das Führen eines Ernährungs- und Beschwerden-Tagebuchs kann erste Hinweise liefern. Für eine definitive Aussage wird der Arzt einen kontrollierten oralen Provokationstest machen.

Von der Histamin-Unverträglichkeit betroffen sind vor allem Frauen ab dem 40. Lebensjahr. Auch Menschen mit einer entzündlichen Darmerkrankung oder einer Nahrungsmittel-Kreuzallergie haben ein erhöhtes Risiko. Nur ganz wenige Menschen tragen tatsächlich einen angeborenen Enzymdefekt.

Wer an einer Histamin-Unverträglichkeit leidet, sollte sich an folgende Grundregeln halten:

  • Lebensmittel möglichst frisch verzehren; keine überreifen Lebensmittel, keine Lebensmittel aus Konserven essen!
  • Hygienisch einwandfreie Lebensmittel konsumieren
  • Wenn Alkohol, dann nicht vor/zu/nach dem Essen; Rotwein und Weizenbier vermeiden.
  • Keine Lebensmittel mit Reifevorgang essen (z.B. Sauerkraut, reifer Käse)
  • Frischen oder tiefgekühlten Fisch gegenüber geräuchertem, getrocknetem oder gesalzenem vorziehen. Fisch vor der Zubereitung wässern, da Histamin wasserlöslich ist.
  • Kochen, Backen oder Einfrieren ändert den Gehalt an biogenen Aminen im Lebensmittel nicht!
  • Vor einer ärztlichen Behandlung immer auf die Histaminunverträglichkeit hinweisen. Vor allem bei Operationen unter Narkose.
  • Immer das Notfallset dabei haben (wird vom Arzt verschrieben)
  • Gewisse Medikamente sollten vermieden werden (behandelnden Arzt fragen!)
  • Nahrung immer direkt aus dem Kühlschrank essen, nicht vorher herausnehmen und warm werden lassen.

Was Histamin reguliert

Histamin ist alles andere als überflüssig: Es hilft bei der Abwehr körperfremder Stoffe. Es wird bei allergischen Reaktionen freigesetzt und ist für die unangenehmen und bisweilen sogar lebensgefährlichen Symptome bei Allergien und Asthma verantwortlich. Ausserdem bestimmt es Schlagkraft und -frequenz des Herzens mit, löst Erbrechen mit aus, unterstützt die Regulation des Schlaf-Wach-Rhythmus, zügelt den Appetit, reguliert Körpertemperatur, Blutdruck und Schmerzempfindung mit – und vieles mehr.

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