Sie husten sich die Seele aus dem Leib, keuchen, können oft nur schlecht schlafen, und manchmal pfeift die Atmung sogar: Eltern kleiner Kinder können oft ein Lied von zahlreichen Bronchialinfekten ihres Nachwuchses singen. Diese Kinder müssen oft zum Arzt, werden ins Spital eingewiesen und erhalten viele Medikamente wie Antibiotika oder Asthma-Sprays.
Doch die Asthma-Panik scheint übertrieben. Denn nur ein Teil dieser Kinder entwickeln im Verlauf tatsächlich das chronische Lungenleiden. Die meisten Probleme sind vorübergehender Natur und verschwinden nach dem Vorschulalter wieder. Um genauer abschätzen zu können, welche Kinder wirklich gefährdet sind, haben Forscher des Instituts für Sozial- und Präventivmedizin (ISPM) der Uni Bern neues Vorhersagemodell entwickelt, das Ärzten die Abschätzung erleichtern soll. «Unsere Methode ist einfach und kann von jedem Kinderarzt oder jeder Hausärztin innert weniger Minuten angewendet werden – und ist dennoch verlässlicher und aussagekräftiger als bisherige Modelle», freut sich Aniña Pescatore vom ISPM. Darüber hinaus ist es kostengünstig und nicht-invasiv.
28 Prozent husten dauerhaft
Die Forschenden werteten dafür Daten von ein- bis dreijährigen Kindern in England aus, die wegen häufigem Husten oder pfeifender Atmung ihren Arzt besuchten. Basierend auf den Symptomen der Kleinkinder erstellte die Forschergruppe ein statistisches Modell, das hilft, vorherzusagen, ob die Kinder fünf Jahre später an Asthma leiden oder nicht. Es besteht aus zehn Faktoren, die auf einer Skala bis maximal 15 Punkte ergeben können. Die Faktoren umfassen Geschlecht, Alter und Asthma der Eltern, vor allem aber eine genaue Beschreibung der vorhandenen Beschwerden. Das Modell wurde im Fachblatt «Journal of Allergy and Clinical Immunology» publiziert.
Von den 1226 untersuchten Kleinkindern mit chronischem Husten und pfeifender Atmung hatten nur 345 im Schulalter Asthma – dies entspricht 28 Prozent.
«Es ist wichtig, abzuschätzen ob ein Kind ein chronisches Asthma entwickelt, oder ob es nur vorübergehende Probleme hat», sagt Claudia Kühni vom Institut für Sozial- und Präventivmedizin (ISPM) der Uni Bern. Wenn die behandelnden Ärzte dieses Risiko vorhersagen können, so können sie die Behandlung gezielter wählen, besorgte Eltern beruhigen und die richtigen Kinder in Forschungsprojekte einschliessen. «Wichtig für uns war auch, ein standardisiertes Instrument zu haben – welches nicht nur für die untersuchte Stichprobe, sondern möglichst für alle Kleinkinder mit Atemwegsbeschwerden gültig ist», ergänzt Aniña Pescatore.