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Im Pflegeheim stören Schmerz und Langeweile

Wie beurteilen Bewohnerinnen und Bewohner die Pflegequalität in Schweizer Pflegeheimen? Wie schätzen sie ihre Lebensqualität ein? Mit diesen Fragen beschäftigte sich ein Forschungsprojekt der Berner Fachhochschule, das den Schweizer Pflegeheimen gute bis sehr gute Noten gibt – mit Ausnahmen.

Für die Studie «RESPONS» (RESidents Perspectives Of Living in Nursing Homes in Switzerland) wurden 1035 Bewohnerinnen und Bewohner aus 51 Heimen in der deutschen und französischen Schweiz befragt. Resultat: Die Lebens- und Pflegequalität in Schweizer Pflegeheimen wird grundsätzlich als gut bis sehr gut beurteilt.

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Was Pflegeheimbewohner wünschen
aus Audio SRF 1 vom 26.11.2015.
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 44 Sekunden.

Trotz des gemeinschaftlichen Lebens finden die Menschen ausreichend Rückzugsorte. Die meisten fühlen sich von den Pflegenden respektiert und geben an, dass die Einrichtung im Heim ein möglichst selbstständiges Leben fördere.

Nicht ganz so gut steht es um die Zeit für Gespräche. Fast die Hälfte aller Befragten gibt an, dass das Pflegepersonal nie bei ihnen vorbeischaue, um nur zu reden. Bemängelt werden auch die Wahlmöglichkeiten in alltäglichen Aktivitäten. So stört sich rund ein Drittel der Befragten daran, dass die morgendliche Aufstehzeit nicht selber gewählt werden kann. Und jeder fünfte Befragte kann Hobbies, die Freude bereiten, im Pflegeheim nicht ausüben.

Seltene Besuche von Angehörigen

Langeweile ist besonders an Wochenenden ein Thema. Studienleiterin Sabine Hahn zeigt sich gegenüber Radio SRF 1 wenig überrascht: «Das liegt zum einen daran, dass viele Betagte in Pflegeheimen kaum mehr Angehörige haben oder diese so weit weg wohnen, dass Besuche am Wochenende seltener werden.» Zum anderen sei eine intensivere Betreuung an Wochenenden natürlich auch eine Kostenfrage.

Was das Forschungsteam hingegen nicht erwartet hatte: Wie viele befragte Senioren angaben, unter Schmerzen zu leiden. Das sei aber meist nicht auf mangelhafte Pflege zurückzuführen: «Ältere Menschen sind oft so erzogen worden, dass sie Schmerzen erst melden, wenn sie sehr stark sind. Das macht die Behandlung dann entsprechend schwieriger», weiss Sabine Hahn. «Oder sie haben Angst davor, zu viele Schmerzmedikamente zu nehmen und dann von ihnen abhängig zu werden.»

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