Diana Vetter, Oberärztin an der Klinik für Viszeral- und Transplantationschirurgie am Universitätsspital Zürich (USZ) ist stolz auf den intensiv mintgrünen Korridor ihrer Abteilung. Gestaltet hat ihn der kürzlich verstorbene Künstler Gottfried Honegger. «Honegger war für einen unkomplizierten Eingriff bei uns auf der Station. Er war sehr zufrieden mit der medizinischen Leistung. Mit der Umgebung aber nicht.»
Weisse Gänge, weisse Wände, weisse Decken, alles zu clean und zu trostlos für den Künstler. «Er hat uns vorgeschlagen, Korridor und Patientenzimmer mit Farbe zu gestalten.» Gesagt – getan.
Drei Honegger-Patientenzimmer
Das USZ hat nun einen von Honegger mintgrün gestalteten Gang und drei bunte Patientenzimmer. Die Wände der Zimmer sind vom Boden bis in die Hälfte weiss, im oberen Teil in einem satten Grün gestrichen. Die Decke ist himmelblau. Die Farbe sagt’s: Für den Patienten ist es so, als ob er in den Himmel schaut und nicht auf eine in eintönigem weiss gestrichene Zimmerdecke.
Den Patienten gefällt es. Diana Vetter befragt sie alle und beobachtet die Reaktionen ganz genau. Auch die Wirkung auf den Genesungsprozess notiert sie. Sie hat sich selber schon mal auf ein Krankenbett in einem der farbigen Zimmer gelegt und sie war überrascht: «Die einzelnen Farben habe mir nämlich – wenn ich ehrlich bin – gar nicht so gefallen. Aber die Kombination grün mit hellblau und das Ganze noch aus Patientenperspektive, liegend betrachtet, hat eine sehr gute Wirkung auf mich gehabt.»
Wissen farbig angewendet
«Dass Farbe und Kunst auf den Menschen wirkt, weiss man schon lange. Wir haben deshalb die Resultate von fast 50 Studien zusammengetragen.» So haben zum Beispiel Landschaftsbilder – im Gegensatz zu abstrakter Kunst – eine beruhigende Wirkung auf die Patienten. Was wiederum Auswirkungen auf die Schmerzmittel hat. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass die Dosis so reduziert werden konnte.
Diana Vetter hat es am eigenen Leib erfahren. Einer ihrer Patienten, in dessen Zimmer eine Collage mit zwei Tigern hing, hat diese über Nacht kurzerhand mit zwei Haftzetteln überklebt. Natürlich hat die Chirurgin bei der Visite sofort nachgefragt. «Dem Patienten ging es wirklich nicht so gut und die Tiger haben ihn zusätzlich beunruhigt. Das Beispiel zeigt schön, wie subtil Kunst wirken kann. Im Schlechten, aber auch im Guten.»
An letzterem vor allem wollen die Ärzte im USZ weiterarbeiten. Eine Chance sieht Diana Vetter in neuen Technologien. «Mit digitalen Bilderrahmen hätten die Patienten die Möglichkeit, eigene Bilder der Familie, oder Bilder, die ihnen je nach Stimmung gut tun an der Wand hängen zu haben.» Weitere farbige Zimmer sind in Planung. Gerne auch in anderer Farbkombination, sagt die Ärztin.