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So könnten die nächsten Monate verlaufen
Aus Puls vom 23.03.2020.
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Infektiologe zu den Aussichten «Eine zweite Welle kommt sicher, aber sie könnte kleiner sein»

Die Massnahmen des Bundesrates haben zum Ziel, die Epidemie abzuschwächen. Damit die Kapazität des Gesundheitssystems nicht überstrapaziert wird. Doch einige Epidemiologen gehen davon aus, dass im Herbst erneut eine Welle auf uns zukommen könnte, wenn die Massnahmen nicht beibehalten oder dann wieder eingeführt würden. Manuel Battegay vom Universitätsspital Basel beurteilt diese Bedenken.

Manuel Battegay

Manuel Battegay

Infektiologie

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Der Professor leitet seit 2002 als Chefarzt die Klinik Infektiologie und Spitalhygiene am Universitätsspital Basel und ist ehemaliger Vizepräsident der Covid-19-Taskforce des Bundes.

SRF News: Kommt die Epidemie zurück, sobald die jetzigen Einschränkungen gelockert werden?

Manuel Battegay: Die kommt höchstwahrscheinlich zurück. Doch die Höhe ist noch völlig unklar. Wir kennen die Saisonalität nicht – also zum Beispiel, wie stark sich die Welle abschwächt. Und dann kennen wir die Dunkelziffer der bisher Infizierten nicht. Je höher die Dunkelziffer jetzt schon ist, desto kleiner wird die zweite Epidemie. Und dann kennen wir auch die Biologie noch nicht. Es könnte sein, dass das Virus jetzt schon diejenigen infiziert, die besonders verwundbar sind. Das würde bedeuten, dass die zweite Welle ein wenig kleiner sein könnte. Aber eine zweite Welle kommt sicher.

Was braucht es, damit dieses Land nicht Monate unter «Hausarrest» gestellt werden muss?

Erstens braucht es nach dem 19. April den Mut, die Massnahmen wieder loszulassen. Man sollte das gesellschaftliche und berufliche Leben dann wieder erlauben. Allerdings mit vermehrten Tests und Selbst- und Kontaktisolationen. Zweitens braucht es aus meiner Sicht eine Task-Force, die dem Bundesrat und dem Bundesamt für Gesundheit zur Seite gestellt würde. Beispielsweise Fachexperten wie Intensiv- und Notfallmediziner sowie Leute aus der Wirtschaft und der Pharma sollten in dieser Task-Force mitmachen. Die Behörden machen es bisher sehr gut, doch die Task-Force würde weiterhelfen – denn zusammen geht es besser.

Ist die Forderung nach einer solchen Task-Force ihre persönliche Meinung oder gibt es Hinweise, dass es an anderen Orten ähnliche Forderungen gibt?

Ich habe ganz viele Hinweise. Denn es gibt ganz viele Leute, die mithelfen wollen. Doch die bisherigen Aktionen sind noch nicht genug koordiniert. Die Ressourcen in der Schweiz sind fantastisch. Ich habe in dieser Covid-Epidemie begriffen, warum die Schweiz so gut funktioniert. Das muss man mit einer Task-Force mit Experten noch stärker fördern. Diese sollte eine beratende Instanz für den Bundesrat und für das Bundesamt für Gesundheit sein.

Das Gespräch führte Daniela Lager.

Puls, 23.03.2020, 21.05 Uhr;

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