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Kommt das Blut bald aus dem Reagenzglas?

Einem französischen Forscherteam ist eine kleine Sensation gelungen. Sie haben im Labor gezüchtete rote Blutkörperchen einem Menschen in die Blutbahn gespritzt und konnten beweisen: Die künstlichen Blutkörperchen verhalten sich im Körper wie natürliche Blutkörperchen.

«Der Schweiz geht das Blut aus» oder «Blutspender sind Mangelware». Solche und ähnliche Schlagzeilen sind immer wieder zu lesen. Tatsächlich: Die Blutreserven weltweit sind knapp. In der Schweiz waren diesen Sommer die Vorräte so gering wie seit fünf Jahren nicht mehr. Bei Operationen oder Unfällen sind die Blutkonserven lebensrettend, Doch was genau steckt eigentlich in diesen Konserven?

Beim Blutspenden wird das Blut in seine verschiedenen Bestandteile «zerlegt». Denn die Empfänger erhalten heute keine Vollblutspenden mehr, sondern exakt den Blutbestandteil, den sie aufgrund ihrer Krankheit oder Verletzung benötigen. In den meisten Fällen sind dies die roten Blutkörperchen. Davon werden weltweit die meisten Spenden benötigt. Doch sie alleine machen das Blut nicht aus.

Blut ist ein besonderer Stoff

Blut gilt als «flüssiges Organ» und ist als solches eines der wichtigsten und grössten Organe in unserem Körper. Fünf bis sechs Liter Blut fliessen bei einem Erwachsenen durch ein insgesamt rund 96‘000 Kilometer langes Leitungssystem.

Blut besteht einerseits aus Blutzellen, andererseits aus Blutplasma. Die Blutzellen wiederum sind in drei verschiedene Typen unterteilt. Die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) stellen den grössten Anteil der Blutzellen.

Aus diesen Stoffen setzt sich menschliches Blut zusammen:

  • 49.5 Prozent Wasser (Blutflüssigkeit oder Blutplasma)
  • 1.09 Prozent Fett, Zucker, Kochsalz
  • 4.4 Prozent Eiweisse (Proteine)
  • 42.8 Prozent rote Blutkörperchen
  • 0.07 Prozent weisse Blutkörperchen
  • 2.14 Prozent Blutplättchen

Das Blut, beziehungsweise seine Bestandteile, übernehmen lebenswichtige Aufgaben, wie zum Beispiel wichtige Transportfunktionen und Regulationsfunktionen der Blutgerinnung und der Infektabwehr.

Stofftransport

Die zellkernlosen roten Blutkörperchen sind für den Sauerstofftransport zuständig. In den Lungenkiemen und Kapillaren dockt der Sauerstoff an die roten Blutkörperchen an und gelangt so über die Blutbahn in unseren Organismus.

Blut nimmt aber auch Nährstoffe auf und transportiert diese in unsere Zellen. Die Zellen geben im Tausch dafür ihre «Abfallstoffe» ans Blut ab, das diese zur Ausscheidung zu Lunge (Kohlendioxid), Leber und Nieren führt.

Abwehrfunktion

Die weissen Blutkörperchen (Leukozyten) sind für die Abwehr zuständig. Sie regulieren Infektionen und Entzündungen, «fressen» Krankheitserreger auf und sind der wichtigste Bestandteil unseres Immunsystems, indem sie Antikörper bilden.

Weitere Aufgaben des Blutes sind der Wundverschluss und die Wärmeverteilung im Körper.

Gezüchtetes Blut

Ein Blutverlust von mehr als einem Liter ist potenziell tödlich. In diesem Fall kann eine Spende von roten Blutkörperchen Leben retten – was noch viel öfter der Fall sein könnte, wenn dank Zucht im Reagenzglas im Gegensatz zu heute beliebige Mengen Blut respektive rote Blutkörperchen zur Verfügung stehen würden.

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Mit ihrer Entdeckung, dass in kleinen Mengen gezüchtete rote Blutkörperchen im Mensch überleben, ist den französischen Forschern der Beweis gelungen, dass dies zumindest rein technisch möglich wäre. Es ist ein bahnbrechender Schritt in der Forschung hin zu «künstlichen» Blutkonserven. Bis dies aber im grossen Stil möglich ist, dürfte es noch einige Jahre dauern. Allerdings ist Markus Manz, Direktor der Klinik für Hämatologie des Unispitals Zürich überzeugt: «In fünf Jahren wird dieses Verfahren für Empfänger mit seltenen Blutgruppen oder auch in gewissen ganz spezifischen Fällen bereits Einzug in die Klinik halten.»

Menschen mit seltenen Blutgruppen dürfen also hoffen, dass für sie dank gezüchtetem Blut bald mehr Blutkonserven zur Verfügung stehen. Alle anderen sind weiterhin auf zahlreiche Blutspender angewiesen.

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