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Medikament und Droge 50 Shades of Ketamin: die wichtigsten Fragen zur Trenddroge

Es war ein Schock für die Fans der Serie «Friends». Im vergangenen Herbst verstarb der Hauptdarsteller Matthew Perry im Alter von 54 Jahren. In seinem Blut befand sich eine grosse Menge Ketamin.

Nun wurden fünf Personen in Perrys Umfeld festgenommen. Darunter sein damaliger Arzt und eine Drogenlieferantin, die Perry in den Wochen vor seinem Tod rund 50 Dosen Ketamin verkauft haben soll . SRF-Wissenschaftsredaktorin Nicole Friedli beantwortet die wichtigsten Fragen zur Trenddroge «Keta».

Nicole Friedli

SRF-Wissenschaftsredaktorin

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Nicole Friedli hat Psychologie und Biologie an der Universität Zürich studiert und mit einem Master abgeschlossen. Während Forschungstätigkeiten untersuchte sie die Effekte von verschiedenen psychoaktiven Substanzen. Sie arbeitet seit 2023 in der SRF Wissenschaftsredaktion.

Was ist Ketamin?

Ketamin ist eigentlich ein Medikament. Es betäubt und lindert Schmerzen und wird in der Anästhesie eingesetzt. Auch bei Depressionen kann Ketamin helfen.

Die (vermeintliche) Droge aus dem Pferdestall

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Im Partykontext wird Ketamin auch als «Keta», «Special K» oder einfach nur «K» bezeichnet. Auch wird in den sozialen Medien häufig mit Pferden auf Ketamin angespielt. Denn in der Raveszene kursiert der Mythos, dass Ketamin ursprünglich als Pferdebetäubungsmittel gedacht war.

Das stimmt nicht ganz. Zwar wird das Medikament bei Operationen an Pferden (und anderen Tieren) als Narkosemittel eingesetzt. Doch entwickelt wurde die Substanz in den 1960er-Jahren für die Tier- und Humanmedizin gleichermassen.

Es gibt Menschen, die die Wirkung der Substanz als angenehm empfinden. So wird Ketamin auch als Partydroge missbraucht.

Wie wirkt Ketamin?

Die Effekte von Ketamin können sehr unterschiedlich ausfallen, je nach Dosis. Bei Operationen werden manchmal hohe Dosen als Narkosemittel verwendet.

Auf Partys wird Ketamin meist niedriger dosiert und als weisses Pulver durch die Nase geschnupft. Das kann sich ähnlich wie Alkohol anfühlen: Konsumierende sind enthemmt und entspannt. Nehmen sie mehr, können Halluzinationen auftreten. Auch extreme Wirkungen auf die Psyche sind bekannt: Der Ketamin-Trip kann einem vorgaukeln, dass sich das eigene Ich auflöst. Ähnlich einer Nahtod-Erfahrung.

Es kommt vor, dass sich Partygängerinnen und Partygänger durch Ketamin komplett von der Realität losgelöst fühlen. Das nennen sie dann «K-Hole».

Wird Ketamin auch im Schweizer Nachtleben konsumiert?

Laut dem europäischen Drogenbericht 2024 wird es in Europa immer leichter, an Ketamin ranzukommen. Abwasserstudien zeigen, dass es auch in der Schweiz konsumiert wird.

Eine kristalline Probe von weissem Ketamin und Kokain.
Legende: Substanzprobe, die letztes Jahr in Genf getestet wurde. Die Probe wurde als MDMA verkauft – eigentlich handelt es sich aber um ein Gemisch aus Ketamin und einer kleinen Menge Kokain. Saferparty.ch

Am Wochenende befinden sich hierzulande mehr Ketaminrückstände im Abwasser als unter der Woche. Das ist ein Hinweis darauf, dass Ketamin als Partydroge missbraucht wird.

Welche Risiken birgt der Ketamin-Missbrauch?

Auch die Nebenwirkungen sind dosisabhängig. Wer Ketamin missbraucht, muss zum Beispiel mit Schwindel, Übelkeit, Gedächtnislücken und erhöhtem Puls und Blutdruck rechnen. Bei hohen Dosen können Lähmungserscheinungen oder Bewusstlosigkeit auftreten.

Die wahrnehmungsverändernden Effekte können auch psychisch belastend sein: Manchmal werden Konsumierende ängstlich und erleben einen «Bad-Trip».

Drogenkauf: Ein riskantes Geschäft

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Wer Partydrogen auf dem Schwarzmarkt kauft, muss mit zusätzlichen Risiken rechnen. So werden Drogen immer wieder mit toxischen Substanzen gestreckt. Oder sie werden falsch deklariert.

So entpuppte sich im Februar 2024 eine als Ketamin verkaufte Substanz als Methamphetamin. Solche Falschdeklarierungen können Überdosen und gefährliche Nebenwirkungen mit sich ziehen.

Zur Schadensminderung gibt es in der Schweiz mehrere Testzentren, in denen Drogenkonsumentinnen und Drogenkonsumenten ihre Substanzen testen lassen können.

Besonders gefährlich ist der Mischkonsum. In Kombination mit Alkohol oder Opioiden kann Ketamin zu einem Atemstillstand führen. Neben dem Ketamin spielte bei Matthew Perrys Tod auch ein Opioid eine Rolle: Er hatte Buprenorphin im Körper.

Macht Ketamin abhängig?

Ja, wer regelmässig Ketamin einnimmt, kann psychisch abhängig werden. Aber es gibt weitere Gründe, warum es besser ist, auf den Konsum zu verzichten. Neben psychischen Problemen und Gedächtnisproblemen kann Ketamin langfristig auch zu Leber-, Blasen- und Nierenschäden führen.

Wann wird Ketamin in der Medizin eingesetzt?

Bevor Matthew Perry Ketamin als Freizeitdroge konsumierte, soll er es gegen Depressionen und Angstzustände eingenommen haben. Auch in der Schweiz ist die Substanz nicht nur in der Anästhesie, sondern auch zur Behandlung von Depressionen zugelassen. Patientinnen und Patienten dürfen das Medikament aber nur unter Beobachtung von medizinischem Fachpersonal einnehmen.

Möglicherweise wird Ketamin in Zukunft aber auch bei anderen psychiatrischen Erkrankungen eingesetzt. Aktuell erforscht ein Zürcher Team, ob Ketamin bei der Therapie von Kokainabhängigkeit helfen könnte.

SRF 4 News aktuell, 15.8.2024, 20 Uhr ; 

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