Herzklopfen und feuchte Hände, wenn Fremde einen ansprechen. Panikartige Reaktionen am Telefon: Menschen, die an Mutismus leiden, haben es im Alltag schwer. Sie schweigen, obwohl ihre Sprechorgane intakt sind und auch ihre Artikulation völlig unauffällig ist. Doch in der Schule treten sie kaum in Erscheinung und melden sich mündlich nie. Oder sie geraten bereits beim Betreten eines Cafés ins Schwitzen – aus Angst vor dem Bestellen.
Typisch für die Kommunikationsstörung ist, dass Betroffene in bestimmten Situationen einfach verstummen. In der Regel handelt es sich dabei um den «selektiven Mutismus»: Betroffene sprechen, allerdings nur mit bestimmten Personen, wie zum Beispiel Familienangehörigen. Beim «totalen Mutismus» dagegen verstummen Betroffene völlig. Betroffen sind davon etwa fünf Kinder unter 1000. Schweigsamkeit als Manifestation einer emotionalen Störung beginnt meist zwischen dem fünften und neunten Lebensjahr. Mädchen sind häufiger als Buben betroffen. Je früher eine Therapie beginnt, desto besser: Psycho- oder Sprechtherapien können das Problem vielfach beheben.
Deren Ursachen sind allerdings noch nicht klar. Dem Mutismus können Neurosen, Schrecklähmungen, heftigen Gemütsbewegungen oder ähnliches zugrunde liegen. Häufig sind sehr sensible Kinder betroffen, die in einem Umfeld aufwachsen, das ihnen ihr Bedürfnis nach Sicherheit, Liebe und Zuwendung nicht bietet.