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Lebensmittelallergie – Umdenken bei der Kinderernährung
Aus Puls vom 30.01.2017.
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Nahrungsmittel-Allergien: Früher Kontakt ist besser!

Die Strategie, Kinder durch das Vermeiden von Lebensmittelkontakten vor Allergien zu schützen, hat ausgedient. Der Weg weist heute in die gegenteilige Richtung, nämlich hin zu einem frühen Kontakt mit möglichst vielen Nahrungsmitteln. Natürlich soll die Nahrung weiterhin altersgerecht sein.

Ein früher Kontakt mit möglichst vielen Nahrungsmitteln scheint das Risiko für die Entwicklung einer Lebensmittelallergie zu senken. Vermeidungsstrategien sind überholt. Die Forschung der letzten Jahre hat gezeigt, dass das Immunsystem von Kleinkindern, das noch im Aufbau ist, Nahrungsmittel offensichtlich besser akzeptieren lernt als zu einem späteren Zeitpunkt.

Viele verschiedene Nahrungskontakte ab dem fünften Lebensmonat

Die Schweizer Empfehlungen zur Säuglingsernährung und zur Vorbeugung von Nahrungsmittelallergien werden derzeit überarbeitet. Die neue Strategie lautet: Eine frühe Ernährungsvielfalt ist besser als bestimmte Nahrungsmittel zu vermeiden. Die alte Empfehlung, dass Kinder im ersten Lebensjahr keine Eier essen sollten und bis ins dritte Jahr keine Nüsse, gilt so nicht mehr.

Künftig wird empfohlen, dem Säugling ab dem 5. Lebensmonat, begleitend zum Stillen oder zur Schoppen-Milch, den Kontakt mit möglichst verschiedenen Nahrungsmitteln zu ermöglichen.

Gesunder Menschenverstand gefragt

Fragen rund um das Thema Stillen, Schoppenmilch, und Ernährung sind für jedes Kind und für alle Eltern individuell zu lösen. Wenn das Kinder aber Interesse zeigt an Nahrungsmitteln, die auf den Familientisch kommen, ist es reif, seine Palette zu erweitern. Eine vielfältige Nahrung sollte natürlich kindgerecht sein, das bedeutet zum Beispiel:

  • Das Kind muss die Nahrung schlucken können – also mit Brei starten.
  • Vorsicht Verschlucken: Erdnüsse bleiben in der Luftröhre von Kleinkindern stecken.
  • Zurückhaltung mit Kuhmilch: Kuhmilch ist keine geeignete Nahrung im ersten Lebensjahr. Dies nicht wegen Allergiegefahr, sondern aufgrund ihrer Zusammensetzung, die für den menschlichen Säugling nicht ideal ist. Kuhmilch enthält zum Beispiel wenig Eisen.

Gezielte Erdnussnahrung für Viermonatige?

Kinder mit einem sehr hohen Risiko für bestimmte Lebensmittel-Allergien, etwa gegen Eier oder Erdnüsse, können möglicherweise durch einem frühen, gezielten Kontakt der Allergie-Bildung entgegenwirken. Das zeigte eine britische Erdnuss-Studie auf.

In der Folge empfehlen jetzt neue US-Richtlinien, Kinder mit einem hohen Risiko für Erdnuss-Allergien schon im Alter von vier bis sechs Monaten mit Erdnuss in Kontakt zu bringen – allerdings unter ärztlicher Aufsicht.

Schweizer Fachleute wollen diese Empfehlung vorderhand allerdings nicht übernehmen. Es gebe noch zu viele offene Fragen, und das Modell lasse sich nicht 1:1 auf die Schweiz übertragen.

Zahlen und Fakten zur Lebensmittelallergie

In der Schweiz sind 2 bis 4 Prozent der Erwachsenen und rund 5 bis 8 Prozent der Kinder und Jugendlichen von einer Nahrungsmittelallergie betroffen.

Allergien haben in den letzten Jahren allgemein zugenommen, dies gilt auch für Nahrungsmittelallergien, wobei es keine genauen Zahlen gibt. Säuglinge und Kinder, die von einer Nahrungsmittelallergie betroffen sind, reagieren am häufigsten allergisch auf Hühnerei (24 Prozent), Kuhmilch (20 Prozent), Erdnuss (14 Prozent) und Haselnuss (10 Prozent).

Genaue Häufigkeitszahlen zu Nahrungsmittelallergien bei Erwachsenen liegen nicht vor. Aber es ist bekannt, dass Erwachsene häufig allergisch auf Haselnuss, Apfel, Walnuss, Kiwi und Sellerie reagieren. (Quelle: aha! Allergiezentrum Schweiz)

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