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Neue Regeln für E-Zigaretten

Im neuen Tabakproduktegesetz wird der Bundesrat voraussichtlich diese Woche die E-Zigaretten den normalen Zigaretten gleichstellen. Doch manche Mediziner fordern noch strengere Regeln.

Lange galten die elektronischen Zigaretten als ungefährliche Alternative zu den Tabakzigaretten. Denn E-Zigaretten verbrennen keinen Tabak und produzieren damit auch nicht Tausende von Tabakchemikalien samt 60 krebserregenden Stoffen.

E-Zigaretten verdampfen eine Flüssigkeit, und die enthält nebst dem Nikotin nur wenige Inhaltsstoffe. Allerdings haben neuere Untersuchungen gezeigt, dass einzelne dieser Inhaltsstoffe im E-Zigarettendampf auch krebserregend sein können.

Neue US-Studie: Heiss paffen ist riskant

Meist waren diese Karzinogene nur einen Bruchteil so konzentriert wie im Tabakrauch. In einem besonderen Fall, so zeigt eine ganz neue Studie vom Roswell Krebsinstitut im US-Bundesstaat New York, steigt die Konzentration aber rapide an: dann nämlich, wenn man das Rauchgerät maximal erwärmt, also einen speziellen Schalter, den viele Geräte haben, auf die höchste Energiestufe (4,8 V statt 3,2 V) stellt. «Im maximal erhitzten Dampf der E-Zigarette stieg in der Studie das Karzinogen Formaldehyd von einer schwachen Konzentration plötzlich auf die gleich starke Konzentration an wie im Tabakrauch, und auch eine handvoll anderer Karzinogene intensivierte sich massiv», sagt Studienautor Maciej Goniewicz.

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Ist also besonders heisses Paffen von E-Zigaretten krebserregend? Das könne man heute nicht sagen, meint Studienautor Maciej Goniewicz vom Roswell-Krebsinstitut. Dazu bräuchte es Langzeitstudien, und die gebe es wenige Jahre nach Aufkommen der E-Zigaretten noch nicht. Ebenfalls offen ist, ob E-Zigaretten grundsätzlich – egal, wie heiss gepafft – ein Krebsrisiko darstellen, oder ob sie umgekehrt eine Chance sind, um aus dem Tabakkonsum auszusteigen.

«Wohl weniger schädlich als Tabak»

Bloss etwas könne er heute sagen: «E-Zigaretten scheinen um einiges weniger gesundheitsschädlich zu sein als Tabakzigaretten», so der Toxikologe. Dem pflichtet Martin Jordan aus Basel bei, einer jener ein bis zwei Prozent der Schweizer Bevölkerung, die heute regelmässig E-Zigaretten paffen. Der frühere starke Raucher hat vor gut einem Jahr gänzlich auf E-Zigaretten umgestellt – mit sofortigem Effekt, wie er sagt: «Nach zwei Wochen war mein Raucherhusten weg, und in der Freizeit beim Fussball mag ich heute länger rennen, ich habe mehr Luft.»

Gesetz gegen den heutigen Wildwuchs

Die gesundheitlichen Auswirkungen der E-Zigaretten sind also noch weitgehend offen. Zugleich nimmt der Konsum weltweit zu. Eine einheitliche Regelung dieser noch jungen Rauchgeräte fehlt in der Schweiz: In Restaurants sind E-Zigaretten meist erlaubt, in den Zügen der SBB verboten, in manchen Kinos erlaubt, in anderen verboten. Laufend kommen neue E-Zigaretten auf den Markt, es gibt unterschiedlichste Geräte und Flüssigkeiten in allen Farbnuancen und Aromen von Erdbeere bis Tiramisù. Was in der Flüssigkeit nebst Nikotin genau drin, lässt sich heute kaum überprüfen.

Diesen Wildwuchs will der Bundesrat nun beenden mit dem auch für E-Zigaretten geltenden neuen Tabakproduktegesetz, das in den nächsten Tagen bekannt werden sollte.

Den Tabakzigaretten gleichgestellt

Daniel Bach, der Sprecher des Bundesamts für Gesundheit zum neuen Gesetz: «Wie die Regelung der E-Zigaretten im Detail aussehen wird, kann ich noch nicht sagen, doch die Idee wäre, sie den normalen Tabak-Zigaretten grundsätzlich gleichzustellen. Wir hätten also die gleichen Vorschriften punkto Verkauf, Produktion, Passivrauchsschutz etc. wie bei den Zigaretten.»

Das würde also heissen: Das flüssige Nikotin für die E-Zigaretten ist nicht mehr nur im Internet erhältlich, sondern an jedem Kiosk, wie die normalen Zigaretten ja auch. Dafür will der Bund bei den heutigen unsicheren Gesundheitsrisiken offenbar den Passivrauchschutz verschärfen und E-Zigaretten wie normale Zigaretten aus öffentlichen Räumen verbannen. Schliesslich sollen die Hersteller strenger in die Pflicht genommen werden: Wahrscheinlich werde es eine restriktive Liste geben mit den zugelassenen Inhaltsstoffen und einem Höchstwert für den Nikotingehalt. Zu erwarten ist auch, dass alle Inhaltsstoffe künftig auf der Verpackung aufgeführt sein müssen, mit Warnhinweisen zu den Risiken und zum Gebrauch.

Trendprodukt

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Die E-Zigarette ist in der Schweiz gerade unter jungen Leuten besonders beliebt: Etwa 16 Prozent der 15- bis 24-Jährigen haben erste Erfahrungen mit E-Zigaretten gemacht, und ihr Anteil dürfte eher zu- als abnehmen.

Die zu erwartenden Verschärfungen sind für Lungenspezialisten wie Macé Schuurmans vom Zürcher Kinderspital zumindest ein Schritt in die richtige Richtung. Doch der Tabakexperte der Schweizerischen Gesellschaft für Pneumologie würde die E-Zigarette am liebsten gar nicht für den Markt zulassen. E-Zigaretten seien heute in ihren Langzeitfolgen noch überhaupt nicht abzuschätzen, begründet er diese Haltung, auch hätten sie zahlreiche Kinderkrankheiten. So etwa könnten billige Fläschchen beim Einfüllen lecken oder zerbrechen; die Folge: Das Nikotin – in reiner Form inhaliert an sich ungiftig – kann als «Liquid» über die Haut laufen und dann je nach Menge zu ernsthaften Vergiftungen führen.

Reicht der Jugendschutz?

Nicht befriedigend ist für kritische Fachleute auch, dass E-Zigaretten wohl weiterhin keiner Tabaksteuer unterliegen werden, weil das Eidgenössische Parlament dies schon länger so bestimmt hat, und ebenfalls ein heisses Eisen ist der Jugendschutz. Der soll nämlich künftig in allen Kantonen bei 18 Jahren liegen, allerdings nur für nikotinhaltige Zigaretten – nikotinfreie E-Zigaretten wären weiterhin jugendfrei.

«Wir befürchten, dass die E-Zigarette, ein cooles Teil für die Jugendlichen, den ersten Kontakt zu einem zigarettenähnlichen Produkt darstellt und daher später den Einstieg zum Rauchen von Tabakzigaretten erleichtert», so Lungenspezialist Macé Schuurmans. Ob diese Befürchtung zutrifft, wird wohl die Praxis zeigen.

e-zigis

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