Wer die achtjährige Emily heute mit ihrem Hund herumtollen sieht, kann sich kaum vorstellen, dass sie noch vor drei Jahren dem Tod geweiht schien: Nach der Diagnose Leukämie im Alter von fünf Jahren scheiterten zwei Chemotherapien. Die Hoffnung auf Heilung war gleich null, denn für eine Stammzelltransplantation kam Emily nicht in Frage. Als sie keinen anderen Ausweg mehr sahen, stimmten die Ärzte in Philadelphia und Emilys Eltern einer neuen, experimentellen Therapie zu. Sie war bereits bei acht anderen, allerdings erwachsenen Patienten erfolgreich gewesen. Vier von ihnen überleben seit längerer Zeit krebsfrei – Emily sollte die fünfte sein. Bei drei weiteren Patienten schlug die Therapie nicht an.
So positiv die ersten Erfolge stimmen, so kompliziert ist die Therapie: Zuerst müssen in spezialisierten Labors Zellen des Immunsystems der Patienten aus dem Blut entnommen und mit einer speziellen Maschine filtriert werden. Danach werden die Zellen gentechnisch verändert. Per Infusion kommen sie wieder zurück in den Körper. Selbst wenn der Therapieansatz weitere Erfolge verbucht – noch ist er zu aufwändig, um nach einer erfolgreichen klinischen Testphase einer grossen Patientengruppe zur Verfügung zu stehen.
Krebsforschung Schweiz
«Es ist ein Meilenstein in der Immuntherapie, aber es als Durchbruch für alle Krebserkrankungen anzusehen, dazu ist es sicher zu früh», sagt auch Krebsspezialist Adrian Ochsenbein vom Inselspital und der Universität Bern. Er selber forscht mit seinem Team intensiv an einer Krebsbehandlung, die hemmende und aktivierende Signale des Immunsystems steuern.
Im Moment wird dieser Mechanismus schon erfolgreich bei Patienten mit Melanomen (schwarzem Hautkrebs) eingesetzt. Das gleiche Verfahren soll nun auch Leukämie in Mäusen und menschlichen Zellen bekämpfen. Das Problem: Häufig attackiert das Immunsystem anschliessend nicht nur die Krebszellen, sondern auch gesunde körpereigene Zellen und schädigt so Organe. Die weitere Forschung soll jetzt die Wirkung zielgenauer auf den Krebs richten und gefährliche Nebenwirkungen verhindern. Die Forscher hoffen, in den nächsten Jahren erste Patienten behandeln zu können.
Komplizierte Suche nach neuen Krebsmitteln
Seit die moderne Medizin existiert, sind Spezialisten auf der Suche nach einer Therapie gegen den Krebs. Trotz vieler Fortschritte: Das Allheilmittel ist noch nicht gefunden. Zu unterschiedlich sind zudem die verschiedenen Krebsarten. Krebsspezialist Adrian Ochsenbein erklärt im Video, warum es so schwierig ist, ein gutes Krebsmittel herzustellen und warum Versuche mit Patienten so heikel und rar sind.