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Parkinson – Spezielle Computerspiele helfen, normale auch
Aus Puls vom 12.01.2015.
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Parkinson – Spezielle Computerspiele helfen, andere aber auch

Wer an Parkinson leidet, hat nicht nur mit zitternden Händen zu kämpfen. Mit Fortschreiten der Krankheit nehmen auch die geistigen Fähigkeiten ab. Dagegen sollen Computerspiele helfen. Doch bringt das Training wirklich etwas? Basler Neurologen wollten es herausfinden und wurden überrascht.

Der Neurologe Peter Fuhr trainiert mit einem Parkinson-Patienten. Er muss an einem Spezialcomputer Briefe stempeln. In kurzen Abständen erscheinen Briefe auf dem Bildschirm. Hat es keinen Stempel drauf, muss der Patient per Knopfdruck sofort reagieren. Das erfordert Konzentration und Aufmerksamkeit.«Je länger die Krankheit dauert, desto wichtiger werden die nicht motorischen Symptome der Parkinsonkrankheit», sagt Peter Fuhr. Die geistigen Fähigkeiten bestimme die Prognose dieser Krankheit auf lange Frist viel mehr als die Motorik.

Deshalb setzt man in der neurologischen Klinik am Universitätsspital Basel vermehrt auf solche Trainings. Das Spezialgerät wurde extra von Spezialisten für die Therapie von Parkinson-Patienten entwickelt und verspricht dem geistigen Abbau im Gehirn entgegen zu wirken. Doch ob das Training wirklich wirksam ist wollte das Team um Peter Fuhr selber in einer Studie untersuchen. «Wir suchten für einen Vergleich eine Therapie, von der wir erwarteten, dass sie nichts nützt und haben uns für eine handelsübliche Heimkonsole entschieden», so der Neurologe.

Verblüffende Resultate

Während vier Wochen trainierten zwei Gruppen mit rund 20 Patienten. Die eine auf der rund 10‘000 Franken teuren Spezialgerät, die andere auf der günstigen Heimkonsole. Das Resultat der Studie verblüffte: Die geistige Leistungsfähigkeit der Patienten verbesserte sich mit dem Training auf der Heimkonsole gleich gut oder sogar noch besser. In Aufmerksamkeits-Tests erreichte die Gruppe sogar bessere Resultate als mit dem Training auf dem Spezialgerät. «Wir waren überrascht, weil wir das Gegenteil erwarteten. Und es ist jetzt umgekehrt raus gekommen, das hat so seine eigene Überzeugungskraft», sagt Peter Fuhr.

Die Forscher begründen das Resultat mit einem Motivationseffekt: «Eine Rolle könnte spielen, dass die Motivation halt doch grösser ist, wenn man ein Sportspiel macht und dann gegen einen Gegner gewinnen kann», sagt Fuhr. Auf der Heimkonsole konnten die Patienten nämlich mit Sportspielen trainieren wie Tischtennis, Bogenschiessen oder Bowling. Auch hätten im Sportspiel die zunehmenden Fähigkeitslevel motiviert, so Fuhr.

Hingegen relativiert er auch den Einsatz des Trainings. «Die Konsole ersetzt keineswegs Medikamente oder eine Operation, sollte das nötig sein. Aber es ist klar, dass ich den Patienten nicht verschweige, dass es das gibt, dass es Spass macht und nützt.»

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