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Mein Perfektionismus macht mich fertig!
Aus Ratgeber vom 31.07.2013. Bild: colourbox
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Ständig unter Druck Perfektionismus – Der Zwang zur Fehlerlosigkeit

Niemand macht gerne Fehler. Doch für manche Menschen sind sie persönliche Bankrotterklärungen.

Eine nicht perfekt geglückte Präsentation im Job, angebranntes Fleisch beim Grillabend mit Gästen: Menschen, die zur übersteigerten Perfektion neigen, bringt so etwas völlig aus dem Lot. Die vermeintliche Blamage erschüttert sie bis in die Grundfesten ihres Selbstwertgefühls.

Dass manche so sensibel auf eigene Fehler reagieren, hat vielfach seinen Ursprung in der Kindheit. Wer von klein auf sehr auf Leistung getrimmt wurde oder wo die elterliche Zuneigung sogar in Zusammenhang mit erbrachter Leistung stand, der definiert nach Jahren seinen eigenen Wert ebenfalls danach, wie perfekt er ist. Ein Fauxpas oder ein Missgeschick geht dann direkt mit der Angst einher, Sympathien zu verlieren.

Belastende Überforderung

Der ständige Druck belastet. Das Gefühl dauernder Überforderung nimmt zu, der Stresspegel steigt. Delegieren wird schwer bis unmöglich, weil die selbst auferlegte Perfektion nicht mehr garantiert ist, sobald ein anderer die Aufgabe übernimmt. Nicht selten werden Perfektionisten von ihrem Umfeld deshalb auch als Kontrollfreaks wahrgenommen.

Klar ist: Perfekt sein zu wollen ist per se nicht schlecht, sondern zeugt von ernsthaftem Bemühen. Deshalb unterscheidet die Psychologie auch zwischen funktionalem und dysfunktionalem Perfektionismus. Problematisch - und dysfunktional - wird Perfektionismus dann, wenn jede nicht glatt gelaufene Kleinigkeit einem Gesichtsverlust nahekommt.

Gelassenheit entwickeln

Der Weg aus dem übersteigerten Perfektionismus ist nicht leicht. Perfektionisten müssen lernen, dazu zu stehen, wenn etwas schief geht. Die Erfahrung wird zeigen: In den meisten Fällen ist das gar nicht so schlimm. Eine Verhaltenstherapie kann auch lernen, sich selbst zu mögen, wenn man Fehler macht und eine entlastende Gelassenheit zu entwickeln. Das kann bedeuten, dass man zunächst vor allem macht, was man wirklich gut kann, und so sein Selbstwertgefühl mit Erfolgserlebnissen stabilisiert. Dann folgen Situationen, in denen es nicht weiter tragisch ist, Fehler zu machen – zum Beispiel, ein kompliziertes Gericht erst einmal nur für die ältesten Freunde oder die Geschwister zu kochen.

Das Umfeld kann Perfektionisten entlasten, indem es ihnen im Falle eines Missgeschicks entgegenkommt und ihnen damit signalisiert, dass man selbst das Problem auch kennt und dass man sie oder ihn weiterhin genauso schätzt wie vorher. Humor hilft in solchen Situationen viel. Und unterstützt dabei, die Welt in freundlicherem Licht zu sehen. Denn das sollten Perfektionisten üben - jeden Tag in Form eines Resümees, was ihnen am jeweiligen Tag gut geglückt ist.

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