Tierische Fette – wie sie etwa in Fleisch, Butter, Rahm oder Käse vorkommen – werden von Ernährungsexperten seit Jahrzehnten als «böse Fette» geschmäht. Verstärkter Konsum trägt nach allgemeiner Überzeugung zu Cholesterin-bedingten Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei.
Bereits 1961 empfahl die US-Herzgesellschaft den Verzehr pflanzlicher statt tierischer Fette. Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO rät dazu, dass der Anteil von Fetten aus Tierprodukten weniger als zehn Prozent an der täglichen Energieaufnahme betragen sollte.
Vollmilch, Speck und andere tierfetthaltige Lebensmittel hatten einen entsprechend schweren Stand bei ernährungsbewussten Konsumenten. Doch in jüngster Zeit hat diese Gewissheit Risse bekommen. Diese Zweifel verstärkt nun Christopher Ramsden von der US-Gesundheitsbehörde NIH, in seiner Studie.
Kein niedrigeres Todesrisiko
Die Wissenschaftler um Ramsden analysierten erneut die Daten von 9423 zufällig ausgewählten Teilnehmern einer Studie vor 45 Jahren in Minnesota. Bei einer Gruppe der Probanden wurden tierische Fette durch Maiskeimöl ersetzt, die übrigen blieben bei der tierfetthaltigen Kost.
Zwar sei bei den Pflanzenfett-Konsumenten der Cholesterin-Wert gesunken, das habe sich aber nicht auf die Sterblichkeitsrate ausgewirkt. «Tatsächlich hatten die Teilnehmer mit einer stärkeren Verringerung des Blutcholesterins ein höheres statt ein niedrigeres Todesrisiko», heisst es in der Studie. Ein Vergleich mit anderen ähnlichen Zufallsstudien habe die Ergebnisse weiter erhärtet.
Allerdings besitzt insbesondere Maiskeimöl einen hohen Anteil an Omega-6- und eher weniger Omega-3-Fettsäuren, was als ungünstig für die Gesundheit gilt. Noch schlechter ist das Mengenverhältnis der beiden Fettsäuren bei Sonnenblumen- und Distelöl. Raps-, Baumnuss- und Olivenöl haben hingegen einen deutlich höheren Anteil der besonders gesunden Omega-3-Fettsäuren und wenig Omega-6.
Es sei weitere Forschung nötig – solange sollten «wir weiter mehr Fisch, Früchte, Gemüse und Kerne essen», kommentierte auch Lennert Veerman, Experte für Gesundheitswesen an der Universität Queensland.