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Die Augen besser früh auf Achse bringen
Aus Puls vom 02.04.2012.
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Strabismus Schielen bei Kindern - Die Augen besser früh auf Achse bringen

Etwa fünf Prozent der Kinder in der Schweiz schielen, meist auf einem Auge. Nur wenn die Fehlstellung des Auges früh, am besten schon in den ersten Lebensjahren, diagnostiziert und behandelt wird, kann sich die Sehstärke richtig entwickeln.

Fast jedes Neugeborene schielt gelegentlich. Doch bis zum Ende des vierten Lebensmonats sollte sich die zeitweise Fehlstellung der Augen ausgewachsen haben. Stehen nach dieser Zeit die Augen immer noch nicht parallel, spricht man in medizinischer Sicht von «Schielen».

Schielen tritt in unterschiedlichen Formen auf. Die Augenfehlstellung kann dauerhaft sein oder nur sporadisch auftreten, etwa bei Müdigkeit. Manche Schielvarianten betreffen immer das gleiche Auge, andere wechseln von einem aufs andere Auge. Die häufigste Form ist das Innenschielen, gefolgt vom Schielen nach aussen. Eher selten ist das sogenannte Höhenschielen.

Verschiedene Schielformen
Legende: Verschiedene Schielformen SRF/D. Mojon

Diagnose

Ein grosswinkliges Schielen (manifester Strabismus) ist auch als Laie leicht erkennbar. Einen kleinen Schielwinkel aber können selbst Experten nur anhand von Tests erkennen.

Gerade bei kleinen Kindern ist das jedoch nicht leicht. Wegen ihrer kindlichen Gesichtsgeometrie wirkt es häufig nur so, als würden sie nicht geradeaus sehen. Augenärzte sprechen dann von Pseudoschielen. Ursache dafür ist oft eine kleine Hautfalte vor dem Lidwinkel bei der Nase, der sogenannte Epikanthus. Das Augenweiss bei der Nase erscheint dadurch viel kleiner als das im äusseren Augenwinkel oder es verschwindet ganz. Dadurch entsteht der Eindruck, dass das Kind nach innen schielt. Der Eindruck verwächst sich jedoch mit der Zeit.

Beim Mikroschielen dagegen ist genau der gegenteilige Effekt der Fall: Der Schielwinkel ist zu klein, um von aussen erkennbar zu sein. Dennoch hat er deutliche Auswirkungen auf die Entwicklung der Augen. Nur wenn Mikroschielen frühzeitig diagnostiziert und behandelt wird, entwickelt das schielende Auge seine volle Sehkraft. Bleibt es unbehandelt, kann das Auge schwachsichtig werden. Selbst eine Brille kann den Blick dann nicht mehr schärfen. Zuständig für die Untersuchung, Diagnose und Behandlung sind die Orthoptisten.

Ursache

Fachärzte wissen noch immer sehr wenig über die Ursachen des Schielens. Was sie aber wissen: Frühkindliches und kindliches Schielen ist kein mechanisches Problem des Auges oder des Augenmuskels, sondern eines der zentralen Steuerung im Gehirn.

Beim gesunden Sehen fixieren beide Augen denselben Gegenstand, dadurch entsteht auf jeder Netzhaut ein Bild, das von den Sehnerven ans Gehirn weitergeleitet und dort zu einem dreidimensionalen Bild zusammengeführt wird. Schielt ein Auge, entstehen unterschiedliche Bilder auf der Netzhaut. Das Gehirn kann die verschiedenen Bildinformationen nicht richtig lesen und blendet kurzerhand das Auge aus. Jetzt übernimmt das gesunde Auge alleine das Weiterleiten der Bilder. Geschieht dies bei kleinen Kindern, kann das Gehirn das dreidimensionale räumliche Sehen nicht entwickeln.

Therapie

Wird nun das gesunde Auge täglich während mehrerer Stunden am Tag abgedeckt, beginnt das schielende Auge gezwungenermassen, mit der Zeit wieder geradeaus zu sehen. Dadurch werden die Hirnzellen reaktiviert. Diese Therapie ist aber nur im Kindesalter möglich, da sich die Sehstärke nur zwischen null und sieben Jahren, maximal bis zum zehnten Lebensjahr entwickelt.

Operation

Das Schielen selber kann nur durch einen operativen Eingriff an einem der Augenmuskeln beseitigt werden, bei der die Position des Augapfels am Muskel korrigiert wird. Da Schielen kein mechanisches Problem ist, sondern eine Frage des Parallelstandes der beiden Augen im Verhältnis zueinander, können die Augenchirurgen frei entscheiden, welche Muskeln sie versetzen.

Am Ende muss sich die zentrale Steuerung im Gehirn, die für die Augen und ihre Muskulatur zuständig ist, auf die neue Situation einstellen.

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